Die Spitze vom Rest - Saisonrückblick (2)

10.07.2015

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Nach zwölf Jahren musste Neulengbach den Thron räumen und sich mit Platz zwei zufriedengeben. Sturm und Wacker zeigten, dass sie mit dem ehemaligen Primus mithalten konnten und lieferten sich einen heißen Kampf ums letzten Stockerplatzl. fanreport.com blickt zurück.
11teamsports Beat The Cold
 2.) NÖSV Neulengbach

Es waren keine leichten Voraussetzungen, unter denen der zwölffache (Serien-)Meister im Sommer 2014 in die Saison startete. Mit Burger, Hanschitz, Culova und Tseng verließen nicht weniger als vier A-Nationalspielerinnen den NÖSV Neulengbach. Auf der Suche nach Ersatz musste der Titelverteidiger die Angel nach kleineren Fischen auswerfen. Mit Neuzugängen wie Prvulovic oder Schaub, spülte man zwar Talent in den Wienerwald, die Favoritenrolle gab man mit der Verjüngung des Kaders aber schon vor der Saison an St. Pölten-Spratzern ab.

Keine leichten Voraussetzungen fand auch Coach Peter Herglotz vor, der sich erstmals im Frauenfußball versuchte und den Karren in die Post-Uhlig-Ära führen sollte. In der Hinrunde lief es aber - wie von manchen erwartet - noch nicht nach Wunsch. "Wir haben viele Punkte liegen lassen, was den Abstand zu Spratzern von Anfang an immer größer hat werden lassen. Die Freistoß-Tore, die uns gegen Südburgenland, Wacker und Spratzern Punkte gekostet haben, waren sozusagen unser Genickbruch", erklärt der Trainer.

Hinrunde pfiu, Rückrunde hui

Trotz einer guten Rückrunde, in der auch Nina Burger nach ihrer Rückkehr von den Houston Dash (NWSL, USA) zur Verfügung stand, wurde der Abstand zur Spitze nicht mehr kleiner. Nach dem der Klub das Meisterrennen aber schon im Winter für verloren erklärte, zählte im Frühjahr - neben dem ÖFB Ladies Cup, einzig die (spielerische) Entwicklung, auf die Herglotz nach Saisonende höchst zufrieden zurückblickt. "Besonders die Entwicklung der Junior ist sensationell", erklärt der Trainer, dass der Meistertitel der "Zweiten" in der 2. Liga weder Zufall noch Selbstverständlichkeit war.

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Aber auch die "Erste" sorgte - im Gegensatz zum Herbst - wieder vermehrt für spielerische Glanzlichter. Einzig das Toreschießen blieb ein Manko. "Der große Unterschied zwischen Spratzern und uns war die Torausbeute. Außerdem verfügt Spratzern über hervorragende Legionärinnen und Top-Nationalspielerinnen auf den Offensivpositionen. Bei uns konzentrierte sich die große Klasse auf den Defensivpositionen", erklärt Herglotz.

Spindler folgt auf Herglotz

Für den Trainer ist die Arbeit im Wienerwald nach nur einer Saison aber schon wieder beendet, Tito Spindler ist der designierte Nachfolger. "Es tut mir - und ich glaube auch der Mannschaft - wirklich sehr leid, dass es zu Ende ist. Fitnesstrainer Franz Hager und ich hätten mit diesem Kader noch viel bewegen können", ist der langjährige Rapid-Trainer sehr enttäuscht über das Ende des Engagements.

Weiter geht es hingegen für Neulengbach - in Neulengbach. Obwohl der Klub zwischenzeitlich mit einer Umsiedelung nach Wiener Neudorf in Verbindung gebracht wurde, ist die Zukunft des NÖSV im Wienerwaldstadion nun gesichert. Allerdings werden die Niederösterreicherinnen in Zukunft kleinere Brötchen backen müssen, wie Neo-Trainer Tito Spindler bestätigt. "Ich weiß worauf ich mich einlasse. Keiner in Neulengbach wird sagen, dass wir um den Titel mitspielen, aber wir haben eine schlagkräftige Truppe, die wieder Zweiter werden kann!"

Die Besten: Klein, Skorvankova, Celouch, Vojtekova

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3.) SK Sturm Graz

Größere Brötchen wollte der SK Sturm Graz vor der Saison backen. Auch wenn man sich vor der Saison mit einer Einschätzung und Zielsetzung noch schwer tat - immerhin bestritt der SK erst seine zweite Saison im Oberhaus - war den Verantwortlichen in Graz klar, dass es in der Tabelle vorwärts gehen soll. Das Team sollte sich langsam, aber sicher, in Richtung der Top 3 entwickeln.

Dass es dann so schnell ging, damit hatten Sektionsleiter Mario Karner und Cheftrainer Markus Hiden aber auch nicht unbedingt gerechnet. In einem langen und spannenden Kampf um Platz drei - auch Platz zwei war lange in theoretischer Reichweite - setzte sich die Hiden-Elf gegen Wacker Innsbruck (4.) und Stadtrivale LUV (5.) durch.

Überragende Defensive

Die "Schwoazen" sind neben Spratzern und Neulengbach einzige Klub der ÖFB Frauen Bundesliga, der ein positivesTorverhältnis aufweisen kann. "Das ist für uns ein Riesen-Meilenstein gewesen", erklärt Karner. Hauptverantwortlich dafür ist die stabile Defensive, die sich der SK über die letzten zwei Jahre zusammenstoppelte. Nicht zuletzt die Zugänge Carmen Oberreßl und die routinierte Nicole Gatternig werteten die Abwehr der Steirerinnen, die drittbeste der Liga, rund um ÖFB-Teamkeeperin Anna-Carina Kristler, Stephanie Kovacs, Irina Wurzinger oder Talent Lisa Maier, merklich auf.

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Die Defensivanker Kristler (li.) und Kovacs trugen zum Torverhältnis kräftig bei
Auch im Mittelfeld herrschte Stabilität - und fast ein Überangebot. Die Legionärinnen Jovanovic, Milenkovic, Nikolic und Pavlek passten (mehr oder weniger) gut in die Mannschaft, Talente wie Johanna Schneider und Selina Mandl bekleiden wichtige Positionen.

Spratzern geärgert

Und im Sturm besserte Sektionsleiter Karner nach in dem er Goalgetterin Stefanie Enzinger im Winter aus Innsbruck loseiste. Das Highlight der Saison dürfte - bei all den Siegen und dem Cup-Halbfinale - das Unentschieden beim FSK Spratzern gewesen sein. Es war der einzige Nicht-Sieg des Meisters in der gesamten Saison!

Alles in allem ist der SK Sturm - nicht nur aufgrund der Punkteausbeute, nona - verdienter Dritter. Hinter den großen Zwei sind die Steirerinnen einer jener Klubs, der einen deutlichen Plan verfolgt und gleichzeitig, und das unterscheidet die Hiden-Elf von fast allen Konkurrentinnen, noch immer reichlich Potenzial nach oben hat. Vielleicht sehen wir deshalb die "Big Two" schon im nächsten Jahr nicht mehr einsam ihre Kreise ziehen.

Reges Transfertreiben

Vorgesorgt haben Karner und Kollegen in der "Off-Season". Mit Claudia Wasser, Tina Charwat, Natascha Celouch und Daniela Tasch sollen vier Neulengbacherinnen bei den Grazerinnen "ante portas" stehen. Das deutete der neue Neulengbach-Boss, Alexander Achterberg, gegenüber fanreport.com an. Oberreßl, Marlene Garntner und Mihaela Pavlek werden hingegen im nächsten Jahr, so Karner, kein Sturm-Trikot mehr tragen.

Die Besten: Kovacs, Gatternig, Enzinger

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4.) Wacker Innsbruck

Der FC Wacker Innsbruck ist - nach dem SK Sturm Graz - der zweitgrößte Name in der ÖFB Frauen Bundesliga, doch die Frauenfußball-Sektion ist klein, sehr klein. Sektionsleiter Horst Braun und das Trainerteam um Stephan Glöckner und Manuel Pircher mussten in den vergangenen Jahren in jeder Transferperiode schmerzliche Abgänge hinnehmen.

Sandra Hausberger, Marlies Hanschitz, Katharina Schiechtl, zuzwischenzeitlich Eva-Maria Dengg und Anna Innerhuber. Die Liste der Stammspielerinnen, die den Verein in den jünsten drei oder vier Transferperioden verließen, könnte man ewig fortführen. Mit wenigen Ausnahmen wurde der Kader anschließend immer mit jungen Talenten, oftmals aus der Landesliga, aufgefüllt.

Enzinger-Abgang zog Wacker nicht nach unten

Umso bemerkenswerter ist es, dass Wacker im Grund immer in der oberen Tabellenhälfte zu gegen ist. So war es auch in dieser Spielzeit, in der das Ziel "Rückkehr in die Top 3" ausgegeben war, einmal mehr.

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Eine der Top-Torhüterinnen verlässt die Bundesliga. Pal heuert bei Cloppenburg an.
Warum es schlussendlich „nur“ zum vierten Platz reichte, hat verschiedenste Gründe. Zum einen erntete Sturm Graz mit einer Fabel-Saison, die Früchte sehr guter Arbeit. Zum anderen verließ die Tirolerinnen im Winter mit Stephanie Enzinger die vielleicht beste Spielerin - ausgerechnet in Richtung Sturm.

Defensive war Trumpf

Doch anstatt nach einer guten Hinrunde abzurutschen, kompensierte die Glöckner-Elf den Abgang der Toptorschützin. Selbstverständlich war das, obwohl es die Innsbrucker nicht zum ersten Mal bewiesen hatten, jedoch nicht. "Wir hatten die Befürchtung, dass wir in der Rückrunde abrutschen", räumt Braun ein, "auch weil wir durch die Abgänge viel Qualität verloren hatten, aber vor allem auf Grund der vielen Verletzungen."

Folgerichtig bleibt von der Spielzeit 2014/2015 für Braun viel mehr ein gewonnener vierter, als ein verlorener dritter Platz. "Wir sind sehr zufrieden und stolz auf die Mädchen", drückt der Sektionsleiter seine Freude aus. Die Gründe dafür, dass das Rennen um den dritten Platz "bis zum Schluss offen" war, sieht der Wacker-Boss besonders in der guten Defensive"Klammert man die St. Pölten-Spiele aus, präsentierte sich unsere Abwehr äußerst stabil", so der Sektionsleiter.

Vorbereitungen und Kaderbildung laufen

Anfang Juli denkt Braun aber schon längst wieder an die neue Saison. Und diese müssen die Schwarz-Grünen wieder einmal ohne zahlreiche wichtige Leistungsträgerinnen aus der vorangegangenen Spielzeit bestreiten. Mit Goalie Jasmin Pal (Cloppenburg, 2. deutsche Bundesliga; "Es war klar, dass sie nicht zu halten sein wird“, so Braun) und Valentina Schwarzlmüller (Neulengbach) verlassen den Klub zwei der drei besten Spielerinnen. Auch Maria Hasler ist weg. Sie wechselt als insgesamt siebente Österreicherin an ein US-College und wird ab September in der NCAA Division I für die Florida Atlantic University (Conference USA) spielen.

Die Leaderin hingegen könnte weiterhin an Board bleiben. Melanie Fischer könnte auch 2015/2016 für die Tirolerinnen das Zepter schwingen - trotz eines "tollen Angebotes“ von einem Ligakonkurrenten, macht sich Braun berechtigte Hoffnungen, seine Spielmacherin zu halten - "es wäre ein unglaublicher Vertrauensbeweis".

Apropos Treue: Der FC Wacker Innsbruck bleibt sich treu. Erneut wird der Kader mit Jungtalenten aufgefüllt. "Aber es ist noch nicht alles unter Dach und Fach", so Braun, der gleichzeitig Neuzugänge aus dem Ausland und von einem Ligakonkurrenten ausschließt. "Wir gehen unseren Weg weiter!“ Es wäre keine Überraschung, wenn dieser Wacker nächste Saison erneut in die Top 4 führen würde.

Die Besten: Fischer, Pal, Schwarzlmüller, Lackner

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Weiterführende Links:
Unangefochten - Saisonrückblick (1)
NEU-lengbach - Umbruch beim Serienmeister
Gesichert - Saisonrückblick (3)
Hinter den Erwartungen - Saisonrückblick (4)  
Kevin Bell
Kevin Bell - Redakteur
kevin.bell@fanreport.at

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