Goodbye Austria! Die Auswanderer (3) - Sarah Zadrazil

15.07.2012

goodbyeaustria
Im dritten Teil der großen fanreport.com-Interviewserie ""Goodbye Austria! Die Auswanderer" haben wir Sarah Zadrazil zum Gespräch gebeten. Die 19-jährige Salzburgerin wechselt in der aktuellen Transferperiode - wie auch Romina Bell (Neulengbach) - an eine amerikanische Universität. Dabei begibt sie sich auf die Spuren von Elvis Presley in den Bundesstaat Tennessee. Sie wird dort die East Tennessee State University (ETSU) besuchen und im Trikot der "Buccaneers" auflaufen.
fanreport.com: Zunächst die obligatorische Frage: Wie bist du zum Fußball gekommen?
Sarah: Dadurch, dass mein Vater (heute Funktionär der SG Bergheim/USK Hof; Anm. d. Red.) Jugendleiter beim USC Abersee war und mein Bruder auch gespielt hat, war ich von klein auf immer auf dem Fußballplatz.

fanreport.com: Wie verlief der Übergang zum Frauenfußball?
Sarah: Der USK Hof (heute als SG Bergheim/Hof in der Frauenliga; Anm. d. Red.) hat mich schon im Alter von 14 Jahren bezüglich eines Wechsels kontaktiert, weil der Verein um die Relegation für die Frauenliga gespielt hat. Ich bin dann bereits im Winter nach Hof gewechselt, weil es ganz gut gepasst hat - auch die Nähe zum Wohnort, eine viertel Stunde mit dem Auto, das hat gepasst!

fanreport.com: Wann ist dir erstmals der Gedanke gekommen ins Ausland zu wechseln?
Amerika war eigentlich immer schon ein Traum von mir.
Für viele bleibt es ein Traum - für Zadrazil nicht!
Sarah: Amerika war eigentlich immer schon ein Traum von mir - seit ich gemerkt habe, dass ich gar nicht so schlecht bin (lacht). Es hat sich einfach jetzt super ergeben. Ich denke in diesem Alter hat jeder ein wenig den Wunsch von daheim Weg zu gehen und im Ausland zu spielen. Bei mir ist der konkrete Auslandsgedanke aber trotzdem noch relativ frisch, weil während der Schule war ein Wechsel keinesfalls ein Thema!

fanreport.com: Du wechselst an die "East Tennessee State University". Warum Amerika - und nicht Deutschland oder Italien?
Sarah: Zunächst einmal, weil sich die (ETSU Buccaneers) angeboten haben und weil Amerika doch ein bisschen weiter weg ist. Ich denke mir: Deutschland? Da komm ich ja erst nicht viel weiter weg von zuhause! Aber der Hauptgrund war eben das Angebot der ETSU. Amerika ist doch etwas komplett anderes - wo hingegen Deutschland und Österreichs sich sehr ähneln - ich kann dort vielleicht mehr Erfahrung sammeln.

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Sarah Zadrazil spielte in der Frauenliga ausschließlich für Bergheim/Hof.
fanreport.com: Wie ist der erste Kontakt nach Amerika zustande gekommen?
Sarah: Der Coach hat mich auf einem Video vom U19-Nationalteam gesehen und dann hat er mir via Facebook geschrieben, ob ich Interesse hätte. Danach hatten wir Mail- und Telefonkontakt. Ingesamt hatte ich sogar Angebote von drei Unis, die mich alle irgendwie auf Videos gesehen hatten. Im Februar war ich dann vor Ort um mir zwei Unis anzusehen, eine aus der Divison II und eben die ETSU aus der Division I.

fanreport.com: Soweit ich weiß, hast dich dein zukünftiger Trainer im Rahmen der U19-EM-Quali nocheinmal beobachtet?
Sarah: Genau. Im Februar als ich in den Staaten war konnte ich ihn persönlich kennenlernen und zur zweiten Quali-Runde ist er dann zuschauen gekommen. Eigentlich hat der Coach generell nach neuen Spielerinnen gescoutet, dazu sieht er sich oft EM-Qualis an, und speziell mir, Simona (Koren von McDonalds LUV Graz; Anm. d. Red.) und noch einer Spielerin aus Wales auf die Beine geschaut.

fanreport.com: Welche Eindrücke hast du vor Ort gewinnen können?
Sarah: Das Campus-Leben ist einfach etwas völlig anderes als eine Uni hierzulande. Die Menschen haben ganz eine andere Lebensphilosophie und sind viel offener und freundlicher - sie gehen einfach offener auf einen zu, sind sofort hilfsbereit. Der Campus ist ein Wahnsinn! Die ganzen Sportanlagen, das Equipment über das sie verfügen, der Stellenwert des Frauenfußballs,... Aber die Uni liegt eher in eine ländlicheren Gegend, aber das Leben findet ja hauptsächlich auf dem Campus statt. Es ist wie eine kleine Stadt, es fährt sogar ein Bus, weil die Distanz zwischen den Gebäuden doch recht groß ist.

Ein bisschen doof finde ich nur die Semestereinteilung - also im Herbst nur Fußball spielen und im Frühjahr nur studieren. Mal schauen wie das wird, weil laut NCAA darf man im Frühjahr gar nicht auf den Platz, es beschränkt sich also auf Kraft- und Fitnesstraining.

fanreport.com: Was wirst du an der ETSU studieren und warum hast du dich ausgerechnet für diese Uni entschieden?
laut NCAA darf man im Frühjahr gar nicht auf den Platz!
Das Reglement der NCAA ist hart!
Sarah: Ich werde physical education studieren, eine Art Vorstufe für Physiotherapie. Ein Grund war sicher, weil Simona (Koren) mitkommen wollte, sie kommt aber jetzt erst später nach. Ein weiterer Grund ist das Vollstipendium, welches ETSU angeboten hat, außerdem ist es eine Division I-Uni. Bei einer Division II-Uni habe ich mittrainiert, die aber vom Niveau her kam sie mir nicht so stark vor, wobei man das schwer miteinander vergleichen kann. Was dazu kommt ist, dass schon einige Nationalteamspielerinnen aus Europa für die 'Bucs' spielen, hauptsächlich Waliserinnen oder Engländerinnen.

(Anm.: Im Rahmen des Interviews mit Romina Bell haben wir die Strukturen des Collegeverbandes (NCAA) bereits kurz erläutert. Sarah Zadrazil's Team, die ETSU Bucs, spielen in der 'Atlantic Sun Conference' in der Division I.)

fanreport.com: Wie schätzt du deine Chancen auf den Stammplatz ein und was sind deine Ziele?
Sarah: Nach den Regularien der NCAA darf man bei einem Division I-Team kein Probetraining absolvieren, deshalb ist es schwierig die Chancen auf einen Stammplatz einzuschätzen. Aber dadurch, dass viele Nationalteamspielerinnen dort spielen glaube ich, dass das Niveau sehr hoch sein wird. Der Coach wollte mich speziell für die '10er-Position', weil die ehemalige Spielmacherin als 'senior'(*) ausgeschieden ist, von da her rechnne ich mir natürlich große Chancen aus.
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Sarah Zadrazil wird an der ETSU als "freshmen" um ihr Stammleiberl kämpfen!

(*Anm: Im amerikanischen Collegesport gibt es verschiedene Bezeichnungen für die Anzahl der absolvierten Schuljahre. Studierende des ersten Jahres heißen freshmen, die des zweiten Jahres sophomores, im dritten Jahr ist man junior und scheidet nach dem vierten und letzten senior-Jahr aus dem Sportbetrieb aus. Das komplizierte Reglement der NCAA erlaubt jeweils nur eine gewisse Anzahl an seniors, juniors etc. innerhalb eines Kaders)

fanreport.com: Wie lang hast du vor in Amerika zu bleiben und was lässt du hier zurück?
Sarah: Eigentlich habe ich schon vor fertig zu studieren, also vier Jahre zu bleiben. Zurück lasse ich natürlich meine Familie und meinen Freund, aber dadurch dass ich vier Monate im Jahr daheim bin, geht das schon - ich bin ja nicht aus der Welt.

fanreport.com: Was würdest du deinen jungen Kolleginnen raten, die ebenfalls ins Ausland gehen wollen?
Sarah: Auf jeden Fall vorher die Schule, oder die Ausbildung beenden! Ansonsten einfach den Schritt wagen, weil wenn nicht im jungen Alter wann dann? Wenn man die Möglichkeit bekommt ins Ausland zu wechseln sollte man sie jedenfalls nutzen!

fanreport.com: Vielen Dank für das Interview und auch dir alles Gute in Amerika.


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Zur Person:
Sarah Zadrazil (* 19. Februar 1993, St. Gilgen) spielte bereits im zarten Alter von sechs Jahren beim USC Abersee. In der Winterpause 2007/2008 wechselte die Mittefeldspielerin zum USK Hof, wo sie mit ihren Treffern dazu beitrug, dass der USK den Aufstieg in die Fußballbundesliga schaffte. Sie durchlief sämtliche Jugendnationalteams und absoliverte auch schon A-Länderspiele. Die 19-jährige wechselt nun an die East Tennessee State University.

Photos: Michael Kainz bzw. FC Bergheim
Kevin Bell
Kevin Bell - Redakteur
kevin.bell@fanreport.at

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