Saisonrückblick (1) - Das Meisterrennen

04.06.2013

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Nach einer langen und ereignisreichen Saison 2012/2013, blicken wir von fanreport.com in einer mehrteiligen Saisonanalyse noch einmal auf die abgelaufene Spielzeit zurück. In regelmäßigen Abständen analysieren wir den Saisonverlauf der Teams, beginnend bei jenen die um die Schale kämpften, über das Mittelfeld, bishin zu den abstiegsgefährdeten Clubs. Im ersten Teil blicken wir auf das vielleicht spannendeste Meisterschaftsrennen aller Zeiten zwischen Neulengbach und Spratzern zurück.
Die Saison 2012/2013 war eine Premieren-Saison. Erstmals würden sich an deren Ende zwei Teams der ÖFB Frauenliga für die UEFA Women's Champions League qualifizieren. Als Topfavoriten auf die dafür notwendigen Plätze Eins und Zwei, also auf Meisterschaft und Vizemeisterschaft, wurden Abo-Champ NÖSV Neulengbach und Neo-Herausforderer ASV Simacek Spratzern erklärt - beziehungsweise erklärten sich die Teams auch selbst dazu. Neulengbach-Coach Johannes Uhlig sagte vor der Saison, dass das Ziel bei einem Club wie Neulengbach "ganz klar definiert" sei. Soll heißen: Meischaft, Cup und endlich das Viertelfinale der Champions League. Und die Konkurrenz aus Spratzern wollte zumindest die ersten beiden Zielsetzungen zunichte machen. "Mindestens einen Titel", wollte ASV-Trainerin Brigitte Entacher mit ihrem Team im Mai 2013 abstauben. Ging es also nach den beiden Clubs, durften sich die Fans auf einen packenden, nervenaufreibenden Zweikampf zwischen Neulengbach und Spratzern freuen. Und die Saison hielt, was die Teams versprachen und das bis zum allerletzten (Spiel-)Tag.

(Zu) frühes Kräftemessen
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Beim ersten Duell behielten Entner & Co. die Oberhand (4:2).
Die Saison begann für beide Teams am 5. August 2012 völlig unterschiedlich. Neulengbach hatte nach den Abgängen von Monica, Liese und Bell die Slowakinnen Lucia Harsanyova und Dominika Skorvankova verpflichtet und trat in der ersten Runde beim vermeindlichen Abstiegskandidaten SG Bergheim/Hof an und sorgte mit einem 0:14 bereits am ersten Spieltag für den höchsten Saisonsieg (aller Teams). Spratzern, dass sich u.a. mit Pöltl, Darlene und Grössinger verstärkte, hatte eine undankbarere Aufgabe, bestand aber auswärts bei Aufsteiger Altenmarkt - 0:2.

Bereits fünf Tage später kam es im Rahmen der zweiten Runde der ÖFB Frauenliga bereits zum Kräftemessen zwischen den beiden Meisterschaftsfavoriten. Deutlich zu früh, wie sich herausstellte. Zwar bot sich den Zuschauern ein spektakuläres Spiel mit vielen Torszenen. Allerdings hatten beide Teams ihre endgültigen Abstimmungen noch nicht gefunden. Indiz dafür: Beide Teams sollte in keinem der folgenden 16 Frauenligaspiele noch einmal so viele Gegentore erhalten wie an diesem Freitag in Spratzern. Neulengbach gewann auswärts mit 2:4 und war somit vorerst drei Punkte vor der Konkurrenz. Kurios: Zwei Elfmeter wurden gepfiffen, keiner verwandelt.

Glückloser CL-Auftritt
Mit Ausnahme der Niederlage gegen Neulengbach erwischte der ASV Spratzern einen tollen Saisonstart. Im Anschluss an das Spitzenspiel gewann man gegen Landhaus (4:0) und Wacker Innsbruck (7:3) und holte sich dabei wichtige Punkte im Kampf um die Champions League Tickets. In eben jener Königsklasse kämpfte der amtierende Meister aus Neulengbach Anfang Oktober gegen CFF Cluj (RUM) um den neuerlichen Aufstieg ins Achtelfinale. Anders als in der Meisterschaft, wo die Uhlig-Elf aus den ersten vier (Auswärts-)Spielen 12 Punkte, bei 29:2 Toren(!), herausspielte, wollte es gegen den rumänischen Meister aber einfach nicht klappen. Nach einem 1:1 in Cluj, schied man im Wienerwaldstadion nach einem 2:2 nach Verlängerung aus. Der Schock über das frühe Scheitern saß bei Spielerinnen und Fans des NÖSV tief.

Davon ließ sich das Team in der heimischen Meisterschaft allerdings nichts anmerken und gewann zunächst die schweren Heimspiele gegen Graz (5:1) und Landhaus (4:2), besiegte Wacker auswärts (0:2) und fertigte St. Veit und Südburgenland zweistellig ab (10:0, 11:0). Spratzern stand im Herbstfinish um nichts nach und gewann ebenfalls alle übrigen Spiele. Der 7.10. war dabei ein "besonderer" Tag. Südburgenlands Tanja Legenstein traf an diesem Tag gegen die Entacher-Elf in der 85. Minute zum 4:1 Endstand. Es sollte das letzte Gegentor (alle erhielt man zuhause) für den ASV in der gesamten Saison bleiben, der danach in sämtlichen 995 Minuten "zu Null" spielte.

Priorität hat die Champions League und um den Cup spielen wir ja auch noch mit.
Entacher schrieb die Meisterschaft im Winter eigentlich ab.
Spratzern schlug erstmals Neulengbach
Nach der Hinrunde deutete vieles darauf hin, dass Neulengbach auch 2012/2013 wieder den Meisterteller stemmen wird dürfen. Brigitte Entacher schrieb die Meisterschaft - Spratzern lag in der Tabelle drei Punkte und rund 30 Tore zurück - bereits in der Winterpause ab. "Auch wenn wir gegen Neulengbach gewinnen, 30 Tore schießen wir nicht mehr. Priorität hat die Champions League und um den Cup spielen wir ja auch noch mit", so Entacher. Zum Spitzenspiel kam es diesmal etwas später, da das Länderspiel Österreich gegen Färöer (zeitgleich darf laut ÖFB kein Spiel stattfinden), zunächst für die Absage des Schlagers sorgte, hatten die Teams aus Spratzern und Neulengbach bereits zwei Spiele=Siege in den Beinen.

Am 18. April standen sich die Teams also erneut gegenüber und der NÖSV konnte mit einem Sieg die Meisterschaft bereits zu diesem frühen Zeitpunkt entscheiden. Die beiden Teams hatten im Winter kleinere Veränderungen vorgenommen. Beispielsweise stieß Annelie Leitner zu Spratzern; Klechova, Kittinger und Kremener trugen zur Rückrunde das Trikot des NÖSV. Außerdem war Wasser nach Kreuzbandriss zurück. Doch an diesem Abend "spürte man, das etwas in der Luft lag" (O-Ton Entacher). Die Brasilianerin Darlene erzielte bereits nach wenigen Sekunden das Tor des Tages, an dessen Ende der ASV im fünften Anlauf endlich den erste Sieg gegen den Serienmeister feierte. Die Meisterschaft war wieder ausgeglichen - bis auf die Lücke im Torverhältnis.

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Der ASV-Sieg im Rückspiel und jeweils eine makellose Rückrunde bescherten den Fans doch noch das "spannenste Meisterrennen aller Zeiten".
Makellose Rückrunden
Die restliche Rückrunde stand also im Zeichen eines packenden Fernduells. Ein kleiner Ausrutscher des NÖSV würde den Verlust der Meisterschaft bedeuten. Spratzern rollte weiterhin unaufhaltsam und ohen Gegentreffer durch die Frauenliga. Einmal 8:0, einmal 6:0, dreimal 4:0, einmal 3:0, zweimal 1:0, dazu ein kampfloses 3:0 gegen Bergheim - so die beeindruckende Rückrundenbilanz des ASV Spratzern. Aber auch Neulengbach war bärenstark. Nach der Niederlage im Spitzenspiel "steigerte sich die Mannschaft "von Spiel zu Spiel", wie Johannes Uhlig später anmerken sollte und holte sämtliche noch ausständige Punkte bei 31:1 Toren.

Unterschiede?
Am Ende reichte es aufgrund der (klar) besseren Tordifferenz für den NÖSV Neulengbach zum elften Meistertitel der Clubgeschichte - zugleich der knappste und schwerste. Was waren nun die Gründe dafür? Unterschiede zwischen den Teams auszumachen ist nahezu unmöglich. "Am Anfang der Saison war das Umschaltspiel der Neulengbacher besser, das haben wir mittlerweile aber aufgeholt", so Brigitte Entacher. Die Trainerin hat im Laufe der Saison einen Stamm gefunden, der perfekt harmoniert. Die mittlerweile fast 1000 Minuten andauernde "Zu-Null-Serie" ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Viererkette um Babicky, Matysova, Tabotta und Fischelmaier ebenso ausgezeichnet abgestimmt ist, wie das zentrale Mittelfeld mit Petrusova und Prohaska. Zudem erfüllten die Einwechselspielerinnen ihre Rollen zu 100 Prozent.

Da eine Tabelle bekanntlich nicht lügt müsste der Unterschied also nur in den erzielten Toren liegen? Auch Entacher sieht dort am eheseten die Unterschiede. "Am Ende entscheiden Nuancen. Ich glaube, dass Neulengbach mit Burger und Gstöttner im Sturm über etwas mehr Routine verfügt." Johannes Uhlig spricht von der "größeren Konstanz und der größeren Offensivqualität" seiner Mannschaft im Herbst.

Fakt ist, dass sich beide Teams im Verlgeich zur Vorsaison noch einmal (in puncto erzielter Tore, Gegentore und Punkte) verbessert haben und den Fans bis zum Schluss ein packendes Meisterrennen boten. Die Unterschiede lagen in Kleinigkeiten. Beide Teams haben ihr Minimalziel (Champions League-Platz) erreicht. Das Hauptziel, mindestens einen Titel (Spratzern) bzw. das Double (Neulengbach), aber noch nicht. Am Samstag, 8. Juni, (17:00 Uhr) kommt es im ÖFB Ladies Cup Finale am Wiener FAC Platz zum letzten großen Showdown zwischen Spratzern und Neulengbach. Wer setzt sich am Ende einer hochklassigen Saison die Cupkrone auf? Kleinigkeiten werden entscheiden...
 
"Zahlen, bitte!"
Neulengbach:
  • Platz: 1 (17S, 0U, 1N)
  • Tore: 104 (~ 5,78 Tore pro Spiel)
  • Gegentore: 7 (~ 0,39 Gegentore pro Spiel)
  • Punkte: 51 (~ 2,83 Punkte pro Spiel)
  • Höchster Sieg: 14:0 (A) Bergheim/Hof
  • Höchste Niederlage: 0:1 (H) Spratzern
  • beste Torschützinnen: Maria Gstöttner (36), Nina Burger (33), Daniela Tasch (9)
Spratzern:
  • Platz: 2 (17S, 0U, 1N)
  • Tore: 68 (~ 3,82 Tore pro Spiel) *
  • Gegentore: 8 (~ 0,47 Gegentore pro Spiel) *
  • Punkte: 51 (~ 2,82 Punkte pro Spiel *
  • Höchster Sieg: 8:0 (A) Südburgenland
  • Höchste Niederlage: 2:4 (H) Neulengbach
  • beste Torschützinnen: Lisa Makas (19); Darlene, Jennifer Pöltl (je 11)
(*) Die 3:0-Strafverifizierung gegen Bergheim wurde bei den Durschnittswerten nicht eingerechnet!

Weiterführende Links:
Herbstanalyse: Neulengbach, Spratzern
Spielbericht: 2. Runde, Spratzern - Neulengbach 2:4
Spielbericht: 11. Runde, Neulengbach - Spratzern 0:1

Saisonrückblick (1) - Das Meisterrennen
Saisonrückblick (2) - Das obere Mittelfeld
Saisonrückblick (3) - Das untere Mittelfeld
Saisonrückblick (4) - Die Abstiegskandidaten
Saisonrückblick (5) - Spielerin/Team des Jahres
Kevin Bell
Kevin Bell - Redakteur
kevin.bell@fanreport.at

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