Saisonrückblick (1) - Der Meister: NÖSV Neulengbach Pflegeheim Beer

13.06.2012

SVN Meister 2012 Fotocredit: Michael Kainz
Nach einer langen und ereignisreichen Saison, blicken wir von fanreport.com in einer sechsteiligen Saisonanalyse noch einmal zurück. In regelmäßigen Abständen analysieren wir jeweils den Saisonverlauf eines (oder mehrerer) Teams. Diese führt uns über den Abstiegskandidaten, das sogenannte "Mittelfeld", bis hin zu den Verfolgern. Starten wollen wir mit dem Analyse des alten und neuen Meisters - NÖSV Neulengbach Pflegeheim Beer.
Großartige Veränderungen nahm man vergangenen Sommer im Wienerwald nicht vor. Zumindest nicht was den Mannschaftskader betraf. Mit Jana Roziakova (USC Landhaus) gab man lediglich eine Spielerin ab. Zugänge gab es quasi keine. Stattdessen bediente sich das Trainerteam Johannes Uhlig/Sabine Brand  im Laufe der Saison bei den "Juniors", so nennt der NÖSV Neulengbach seine "Zweite" - dazu später mehr. Angestrebtes Ziel war trotzdem das "Double" aus Meisterschaft und Cup, sowie das Erreichen des Achtelfinals in der UEFA Women's Champions League. Zumindest war dies jene Antwort die man einheitlich erhielt, unabhängig davon welchen Vereinsverantwortlichen man vor der Saison fragte. Das alle Ziele soweit erreicht wurden, weiß man jetzt - fast ein Jahr später. Wie und warum es zum zehnten Double kam und was Neulengbach in dieser Saison (wiedereinmal) um soviel stärker machte, als die Konkurrenz, versucht folgende Analyse aufzuzeigen.

Vorne hui, hinten ... auch
Schoss die Uhlig-Elf in der vergangenen Frauenliga-Saison noch 84 Tore (bei 14 Gegentoren), steigerte sich der Serienmeister in der Saison 2011/2012 noch einmal. Vor dem 18. und letzten Spieltag hatte die Uhlig-Elf unglaubliche 98(!) Tore auf dem Konto. Was zu Beginn der Spielzeit noch unmöglich schien, war plötzlich ganz nahe: die 100-Tore "Schallmauer". Dass sie nicht fiel, verhinderte McDonalds LUV Graz, das eine sensationelle Rückrunde(7 Siege) mit einem 0:1-Sieg im Wienerwaldstadion abschloss. Somit zeigt die Abschlusstabelle für den NÖSV 49 Punkte (16:1:1) und 98:12 Tore. Der Meister erzielte also nicht nur 14(!) Treffer mehr als im Vorjahr, sondern musste auch zwei Gegentreffer weniger hinnehmen.

Man hat die Handschrift von Uhlig noch deutlicher gesehen als letztes Jahr.
Gerald Reindl, TR Union Klm.
Ein Grund für die Verbesserungen an beiden Spielfeldenden ist sicherlich die taktische Disziplin, die in der vergangenen Saison ein weiteres Mal verbessert werden konnte. Defensiv stand die gesamte Mannschaft kompakt, vor allem die Slowakin Alexandra Biroova und U19-Nationalspielerin Romina Bell spielten in der Innenverteidigung eine überragende Saison. Zwar sind beide nicht die Größten, verloren aber kaum ein entscheidendes Kopfballduell und organisierten die 4er-Abwehr vorbildlich. Und wenn doch einmal was schiefging bewiesen Melissa Abiral (11 Spiele) und Manuela Zinsberger (8 Spiele), dass sie bereits in ihrem jungen Jahren zu den besten Torhüterinnen der Liga gehören.

In der Offensive konnte sich der NÖSV neuerlich auf Maria Gstöttner und Nina Burger verlassen, die mit 27 bzw. 28 Treffern, die Torjägerkanone unter sich ausmachten. Die Stürmerinnen fanden in dieser Saison sicherlich mehr Chancen vor als noch in der vergangenen Spielzeit. Ein Grund dafür ist der kontrollierte Spielaufbau über die Seiten, den Coach Johannes Uhlig immer wieder vorgibt. Ob Mona-Sophie Kohn, Daniela Tasch, Giovana Perpetuo Dos Santos, Claudia Wasser, oder die Außenverteidigerinnen Natascha Celouch und Kathrin Entner. Alle samt versorgten das Sturmduo mit Flanken und Hereingaben. Aber auch aus dem Mittelfeld heraus bzw, nach Standardsituationen strahlte Neulengbach Torgefahr aus. Ruhende Bälle beherrschen Monica Hickman Alves und Natascha Celouch perfekt, was sie in dieser Saison immer wieder zeigten. Egal ob sie das Leder aus den verschiedensten Distanzen selbst ins Tor knallten, oder das Spielgerät direkt auf den Kopf von Alexandra Biroova - der vermeintlich besten Kopfballspielerin der Liga - zirkelten. Für Geniestreiche sorgte in der zweiten Saisonhälfte Winterneuzugang und Spielmacherin Darlene De Souza Reguera (BRA). Neulengbach offenbarte in dieser Saison - vorne wie hinten - kaum Schwächen. 49 Punkte und 98:12 Tore untermauern dies eindrucksvoll, wie auch die Konkurrenz (u.a. in Person von Thomas Flögel, siehe Interview und Gerald Reindl) im Laufe der Saison anerkennen musste. "Die Zahlen sprechen eindeutig für uns", weiß auch Johannes Uhlig.
Neulengbach wird dem Punktevorsprung auf alle Fälle gerecht.
Thomas Flögel, TR Landhaus

Cupgewinn als "i-Tüpfelchen"
Ähnlich souverän kämpfte sich der NÖSV Neulengbach auch ins Cupfinale vor. Gegen den SC St. Ruprecht und gegen den FC Lustenau gab es jeweils 0:8-Auswärtssiege. Erst im Viertelfinale wurde es zum ersten Mal spannend. Mit dem ASV Simacek Spratzern empfing der NÖSV seinen bis dato schwierigsten Kontrahenten im Wienerwaldstadion.(zum Zweikampf Spratzern-Neulengbach später mehr) Mit einem 4:1-Sieg überwand man aber auch diese Hürde und sicherte sich wenig später mit einem 5:0-Sieg gegen den FC Südburgenland die zehnte Finalteilnahme in Folge (die elfte insgesamt).

Zum finalen Showdown mit dem FC Wacker Innsbruck kam es dann schließlich am vergangen Samstag (9. Juni) in Pettenbach (Oberösterreich). In einer umkämpften Partie, bei sehr widrigen Wetterbediungungen und Bodenverhältnissen behielt die Uhlig-Elf auch hier die Oberhand. Obwohl der 4:0-Sieg einen eindeutigen Spielverlauf vermuten lässt, mussten die Neulengbacherinnen den Tirolerinnen, für ihre große Gegenwehr Tribut zollen. Die Tore erzielten Darlene(2), Burger und Gstöttner.

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Ein gewohntes Bild: Torjubel beim NÖSV
Neue Konkurrenz aus Spratzern
Mit Aufsteiger ASV Simacek Spratzern war der NÖSV Neulengbach Pflegeheim Beer in dieser Saison mit einem zunächst unbekannten Konkurrenten konfrotiert. Spätestens als das Team aus dem Süden von St. Pölten am Transfermarkt äußerst aktiv wurde, wusste man aber, dass mit dem ASV sicherlich zu rechnen sein wird. Mit Bianca Reischer, Nina Klima, Gina Babicky, Sarah Wronski, Jasmin Fischelmaier, Julia Tabotta, Katharina Haiden (alle USC Landhaus), Lisa Makas (Altenmarkt) bastelte man sich einen hervorragenden Kader, den man im Winter durch Nadine Prohaska (Bayern München) noch einmal verstärken sollte. Bis zum direkten Duell (Spieltag 5) konnte der Aufsteiger tatsächlich mit dem Meister mithalten - beide hielten nach vier Spielen beim Punktemaximum (12). Am 25. September kam es somit endlich zum ersten Kräftemessen der Meisterschaftsfavoriten. Zwar erzielte Natascha Celouch in einem eher lauen Fußballspiel den Siegtreffer, dieser wurde jedoch aufgrund einer Abseitsstellung aberkannt. Nicht nur, dass es in diesem Spiel beim Unentschieden blieb, bis zur Winterpause zogen Neulengbach und Spratzern im Gleichschritt vorne weg und gingen mit jeweils 25 Punkten in die Winterpause.

Wir haben bewiesen, dass wir die Nummer Eins sind.
Johannes Uhlig, Trainer NÖSV
In der Rückrunde gab es dann sogar zwei Spiele. Zunächst das Cup-Viertelfinale (4:1 für Neulengbach) und schließlich die 14. Runde der ÖFB Frauenliga. Auch in der Liga hatte der Aufsteiger und spätere Vizemeister das Nachsehen - Neulengbach siegte 2:0. Innerhalb weniger Wochen hatte der NÖSV Neulengbach Pflegeheim Beer die Grundsteine für die späteren Erfolge geliefert und seine Vormachtstellung im österreichischen Frauenfußball untermauert. Das sieht auch Coach Johannes Uhlig so: "Spratzern hat uns mit ihren zahlreichen Einkäufen im Sommer und auch mit der Verpflichtung von Prohaska im Winter versucht zu ärgern. Das ist ihnen auch mit dem 0:0 im Herbst gelungen. Mit dem 4:1 im Cup bzw. dem 2:0 in der Meisterschaft haben wir aber bewiesen, dass wir die Nummer Eins sind."
 
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Kehrt in ihre Heimat zurück: Monica
Talenteschmiede
Neben den Erfolgen ist man in Neulengbach besonder stolz, viele Jugendspielerinnen in den Kader integriert, oder weiterentwickelt zu haben. Mit Melissa Abiral(Jahrgang 94), Manuela Zinsberger(95), Anna Wegscheider(94), Cornelia Sochor(94), Kerstin Seiter(94), Romina Bell(93), Mona Kohn(95), Claudia Wasser(95), Anna Kuba(95), Sonja Hickelsberger(93), Katharina Aufhauser(97), Isabella Dujmenovic(95) hat man nicht weniger als zwölf Unter-19-jährige im Kader, viele von ihnen sind zu Stammspielerinnen gereift, andere führte man im Laufe dieser "schwierigen Saison" (wie Uhlig immer wieder betont) an den Kader der A-Mannschaft heran. "Wir haben wieder sieben Junge Spielerinnen in den Kader eingebaut", betont Johannes Uhlig die gute Nachwuchsarbeit in Neulengbach. Der Meister scheint somit auch für die nächsten Jahre gut aufgestellt zu sein. Muss er auch, denn mit Romina Bell(Amerika), Monica und Liese (beide Brasilien, siehe Interview) verlieren die Neulengbacherinnen drei wichtige Stützen. Man darf gespannt sein, ob es dem Trainerteam gelingt die dadurch entstehenden Lücken entsprechend zu füllen.

fanreport.com gratuliert dem NÖSV Neulengbach Pflegeheim Beer abschließend noch einmal zum Meistertitel und zum Sieg im ÖFB Ladies Cup.

"Zahlen bitte!" (betrifft nur die Spiele der ÖFB Frauenliga)
  • Platz: 1.
  • Tore: 98 (~ 5,4 Tore pro Spiel) 
  • Gegentore: 12 (~ 0,7 Gegentore pro Spiel)
  • Punkte: 49 (16S, 1U, 1N; ~ 2,7 Punkte pro Spiel) 
  • beste Torschützinnen: Nina Burger (28), Maria Gstöttner (27)
  • Karten: 0 x Rot, 1 x Gelb-Rot, 10 x Gelb 

Saisonrückblick (1): der Meister
Saisonrückblick (2): die Verfolger
Saisonrückblick (3): das obere Mittelfeld
Saisonrückblick (4): das untere Mittelfeld
Saisonrückblick (5): der Absteiger 
Saisonrückblick (6): Team des Jahres, Spielerin des Jahres

Photos: u.a. Michael Kainz
Kevin Bell
Kevin Bell - Redakteur
kevin.bell@fanreport.at

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