Teamchef Thalhammer im Gespräch

27.03.2015

Damen Austria-Hungary 9
Dominik Thalhammer spricht über die Erfolge der U-17 und die Zukunft des Frauenfußballs in Österreich.
11teamsports Beat The Cold
 Wenn in knapp zwei Monaten in Kanada die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft angepfiffen wird, ist Dominik Thalhammer noch zum Zuschauen verbannt. Die Betonung liegt auf noch. Seit 2011 betreut der gebürtige Wiener die Frauen-Nationalmannschaft Österreichs und hat das Team seitdem stetig weiterentwickelt. So verbesserte sich Österreich während seiner Amtszeit in der FIFA/Coca-Cola-Frauen-Weltrangliste von Rang 38 auf 27.

"Es arbeiten sehr viele Leute in diesem Bereich und haben Anteil an diesem Erfolg. Ernst Weber hat große Pionierarbeit geleistet. Wir arbeiten seit vier Jahren sehr strukturiert und haben uns in der Weltrangliste extrem verbessert", erklärt Thalhammer im exklusiven Interview mit FIFA.com.

"Bei der kommenden Auslosung sind wir mittlerweile im zweiten Lostopf. Das ist für uns sehr positiv, weil wir einige sehr schwierige Gegner nicht mehr bekommen. 2012 konnten wir uns erstmals für die Playoffs qualifizieren und sind an Russland gescheitert. Wenn 2013 schon 16 Teams für die EURO qualifiziert gewesen wären, dann wären wir wahrscheinlich in Schweden dabei gewesen. Es hat sich viel getan", führt er weiter aus.

Die jüngsten Ergebnisse vom Istrien Cup, der parallel zum Algarve und Zypern Cup im März an verschiedenen Orten in Kroatien ausgetragen wurde, unterstreichen die Aussage des 44-Jährigen. Am Ende belegte er mit Österreich den dritten Platz.

"Es war mir nicht so wichtig, den Titel beim Istrien-Cup zu holen. Mir ging es um Performance-Ziele. Unser Ziel ist es, im Spiel gegen den Ball zu einem der besten Teams Europas zu gehören. Dort wollte ich Fortschritte sehen und diesen Prozess weiterführen, vor allem was die Intensität im Spiel gegen den Ball, den Gegner anzusprinten und aggressiv und intensiv zu arbeiten betrifft. Ich habe große Fortschritte gesehen und bin von daher von der inhaltlichen Umsetzung unheimlich zufrieden. Dass wir nicht ins Finale gekommen sind, ist für mich zweitrangig."

An der Breite und der Basis arbeiten
Thalhammer, der auch die Geschicke des U-17-Teams Österreichs leitet, weiß, dass noch viel Arbeit vor ihm liegt, um den Frauenfussball in seinem Heimatland weiter nach vorne zu bringen. "Wir haben schon sehr viel an der Spitze gemacht. Seit 2011 haben wir das Nationale Zentrum für Frauenfussball", beschreibt er die Entwicklungen.

"Unsere U-17 ist im Ranking momentan auf Platz acht in Europa und war im letzten Jahr zum ersten Mal bei einer Europameisterschaft dabei. Wir sind mittlerweile dazu in der Lage, Teams wie Deutschland zu schlagen. Im letzten Sommer haben wir ein Vier-Nationen-Turnier gewonnen - vor Frankreich und Deutschland. Es hat sich viel an der Spitze getan, aber wir müssen lernen, vehement an der Breite und der Basis zu arbeiten. Man muss sehr viele Leute in den verschiedenen regionalen Verbänden überzeugen. Wir brauchen einfach mehr Mädchen, da einfach zu wenig Frauen Fussball spielen."

Gerade einmal 18.000 registrierte Spielerinnen gibt es nach Aussage des Nationaltrainers in Österreich - und das bei einer Einwohnerzahl von 8,5 Millionen. "Der dänische Trainer hat einmal zu mir gesagt, dass sie 80.000 Mädchen haben, die Fussball spielen. Dänemark hat 5,6 Millionen Einwohner. Man sieht das Verhältnis", bringt Thalhammer das Dilemma auf den Punkt.

"Das Problem der Breite betrifft natürlich auch die Liga. Es würde helfen, wenn österreichische Vereine in der Bundesliga auf den Frauenfussball aufspringen würden. Wenn große Vereine wie Rapid oder Austria auch eine Frauenfussball-Mannschaft hätten, dann würde das meiner Meinung nach sehr viel helfen."

EM 2017? Qualifikation das feste Ziel
Die Qualifikation für ein großes Turnier würde dem Frauenfussball im Alpenland ebenfalls den Weg zu mehr Akzeptanz ebnen und die weibliche Seite des Sports in den Fokus rücken. Denn von der Nachhaltigkeit - zumindest kurzfristig - einer Europa- oder Weltmeisterschaft ist Thalhammer überzeugt.

"So ein Ereignis würde auch in Österreich unheimlich viel bringen. Es ist notwendig, die Menschen im eigenen Land davon zu überzeugen, dass es ein toller Sport ist. Die Mädchen und Frauen haben es verdient, respektiert zu werden und Anerkennung zu bekommen. Wie es mittel- und langfristig aussieht, hängt davon ab, wie es nachher weitergeht und welche strukturellen Verbesserungen es in der Liga, den Vereinen und den Verbänden gibt."

Die kurz- und mittelfristigen Ziele Thalhammers mit der Nationalmannschaft sind damit klar definiert: die Teilnahme an einem großen Turnier. "Ich bin sehr optimistisch, dass wir die Qualifikation für die Europameisterschaft 2017 in den Niederlanden schaffen können. Vorausgesetzt, dass unser noch sehr junger Kader verletzungsfrei bleibt. Natürlich auch in Abhängigkeit von einer guten Auslosung.

Wenn man Deutschland oder, wie wir zuletzt, Frankreich in einer Gruppe hat, dann ist es natürlich schwierig, im direkten Duell Punkte zu machen. Das Ziel kurz- und mittelfristig ist für mich, eine Qualifikation für eine Endrunde zu schaffen. Das wäre ein sehr wichtiger Impuls für den Frauenfussball in Österreich, auch was den Respekt und die Akzeptanz in der Gesellschaft betrifft."

Quelle: FIFA
Michael Höpp
Michael Höpp - Administrator
michael.hoepp@fanreport.at

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