"Wir wissen, wer wir sind"

04.12.2014

madl1-usc Fotocredit: USC Landhaus
Viktoria Madl weiß, dass Kleinmünchen in naher Zukunft um keine Meisterschaft spielen wird, hat aber dennoch Spaß am Fußball.
11teamsports Beat The Cold
"Das hätten wir niemals für möglich gehalten", schwärmt Viktoria Madl, Kapitänin von Union Kleinmünchen.

Die 25-Jährige kann selbst noch nicht so recht glauben, dass die Oberösterreicherinnen, die in der gesamten Saison 2013/2014 nur 17 Tore erzielten, in diesem Herbst gleich 18 Mal ins Schwarze trafen. Damit ist Kleinmünchen - hinter St. Pölten-Spratzern, aber noch vor Serienmeister Neulengbach - das zweitebeste Offensivteam der ÖFB Frauen Bundesliga.

Alle Jahre wieder

Trotzdem reichte es - fast schon traditionell - "nur" zu einem gesicherten Mittelfeldplatz. Nach soliden Vorstellungen überwintern Madl & Kolleginnen mit zehn Punkten auf dem siebenten Zwischenrang. Für alle Beteiligten ist das mehr als in Ordnung. "Kleinmüchen ist ein Ausbildungsverein, das war schon so als ich hierher kam und das wird auch so bleiben", stört die Spielführerin, die im Sommer 2011 aus Ardagger nach Linz wechselte, das jährliche Ringen um einen gesicherten Mittelfeld nicht.

"Wir wissen, dass wir in der näheren Zukunft nie um den Meistertitel mitspielen werden", sagt Madl, die - wie ihre Teamkolleginnen - kein Problem habe, das zu akzeptieren. "Wir wissen, wer wir sind", kennt die routinierte Abwehrspielerin den Status und das (geringe) Budget des Klubs. Sie und ihre Teamkolleginnen werden für den betrieben Aufwand nicht entschädigt, ganz im Gegensatz dazu, wie es im Amateurfußball längst üblich ist. Auch das stört niemanden. Gespielt wird aus reinem Spaß am Spiel. "Fußballspielen ist nur ein Hobby!", bekräftigt Madl. "Ich mache es, weil und solange es mir Spaß macht."

Probleme à la Kleinmünchen

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Die Kapitänin geht mit gutem Beispiel vorran
Fotocredit: USC Landhaus
Und sie macht es schon lange. Seit 1997, als ihre Karriere (offiziell) beim ASK St. Valentin begann. 2005 zog sie weiter zu den LASK Ladies (LFC Linz), mit denen sie u.a. einen Bundesliga-Abstieg miterlebte und die sie nach vier Jahren in Richtung Ardagger verließ. Seit 2011 hält sie die Defensive in Kleinmünchen zusammen. Mit ihren 162 (offiziellen) Kampfmannschaftsspielen (seit Beginn der Aufzeichnungen 2007/2008; Anm.), in denen sie immer in der Startelf stand und 43 Tore erzielte, zählt sie in der Elf von Coach Gerald Reindl zu den erfahrensten Akteurinnen.

Ihre Aufgaben als Kapitänin sind vielschichtig und gehen weit über die Kommunikation auf dem Spielfeld hinaus. "Ich führe Gespräche mit Spielerinnen, rede ihnen gut zu, falls sie einmal enttäuscht sind, weil sie nicht spielen", erklärt Madl. Unter der Woche sei das aber nicht einfach, wie sie zugibt. Denn nicht immer sind alle Spielerinnen greifbar. Aufgrund der zahlreichen Akademie-Spielerinnen im Kader ist die Größe der Trainingsgruppe dienstags und donnerstags überschaubar. Im Abschlusstraining am Freitag erreiche man jeweils die höchste Trainingsbeteiligung. Eine "zache" G'schicht, so die 25-Jährige. "Eine Mannschaft kann nur weiter zusammenwachsen, eine Einheit werden, wenn sie öfter miteinander trainiert", begrüßt Madl das "System Akademie" nicht immer.

Allerdings: "Die Spielerinnen aus den Akademien sind technisch viel stärker, werden ganz anders ausgebildet, als früher." So sei die Akademie äußerst positiv, mehr Standorte wären aber wünschenswert. "Dafür genießt der Frauenfußball hierzulande aber noch immer zu wenig Wertschätzung", bleibt die Oberösterreicherin realistisch.

"Wir können von den Jungen viel lernen"

Als Ausbildungsverein nimmt Kleinmünchen die Abwesenheit der zahlreichen Jungtalente aber gerne in Kauf. Apropos jung: Die Union verfügt heuer nach eigenen Angaben über den jüngsten Bundesliga-Kader der Vereinsgeschichte. Die Routiniers - u.a. Sara Schörgenhuber (29), Katharina Strauchs (25) oder eben Madl - halten den Laden jedoch problemlos zusammen. Für Letztere ist die Altersstruktur der Mannschaft kein großes Thema, "aber im Herrenfußball wäre es mit einem derart jungen Kader unmöglich", weiß sie, dass Kleinmünchen doch etwas Besonderes ist.

Die Hierarchie innnerhalb der Mannschaft ist aber wohl doch eher flach, zumindest scheut sich Madl nicht davor, sich auch einmal bei den Jungen etwas abzuschauen. "Wir können von ihnen sehr viel lernen. Sie haben einen Riesenehrgeiz", lobt die Innenverteidigerin. Allen voran nennt sie die drei Torhüterinnen. Lena Ossmann, Denise Pesendorfer und Carolin Grössinger teilten sich die Spiele unter sich auf. "Sie alle wollen immer spielen", sagt die Kapitänin über die Torhüter-Rochade bei den Oberösterreicherinnen. "Vielleicht wäre es besser, wenn eine fix spielen würde? Andererseits haben wir soviele gute Torfrauen!" Auch in der zweiten Mannschaft gebe es noch zwei weitere mit viel Talent, erzählt die Kapitänin.

"Ziele? Neulengbach schlagen!"

An den Schlussfrauen lag es jedenfalls nicht, dass die Kleinmünchenerinnen in diesem Herbst 24 (!) Gegentore kassierten. Darauf angesprochen äußert sich Madl ausnahmsweise etwas kritischer. "Aus dem Spiel heraus können wir schon einmal ein Tor kassieren, aber bei Standards müssen wir besser werden", meint die Dauerbrennerin, die bislang nur ein Spiel verpasste, dass "mehr als die Hälfte" der Gegentreffer vermeidbar gewesen wären.

Nichtsdestotrotz ist auch sie mit dem Saisonverlauf zufrieden. Die Union wird jedenfalls ihrem Ruf als Ausbildungsverein in dieser Saison bislang einmal mehr gerecht und wird schlussendlich wieder um die Mittelfeldplätze rittern.

Madl weiß, dass das so bleiben wird, weshalb ihr eine Zielformulierung für ihre weitere Karriere durchaus schwer fällt. "Was die Platzierung betrifft, habe ich keine Ziele", sagt sie, ehe ihr dann doch noch etwas Konkreteres einfällt. "Ich will endlich einmal gegen Neulengbach gewinnen..."
Kevin Bell
Kevin Bell - Redakteur
kevin.bell@fanreport.at

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