Ebenfalls am Start: Ein umgebauter, alter VW-Bus, in dem Österreichs erster FIFA-Profi Andres Torres in der eingerichteten FIFA-Lounge Platz nahm und auf Herausforderer wartete, die mit ihm eine Runde FIFA zockten. Fanreport.com grätschte in einer ruhigen Minute dazwischen und bat den FIFA-Profi im VW-Bus zum Exklusivinterview.
fanreport.com: Andres, du bist der erste E-Sports-Profi in Österreich. Wie fühlt sich das an?
Torres: Richtig, ich bin seit August 2017 professioneller E-Sportler beim FC Red Bull Salzburg. Ich bin der erste E-Sports-Profi unter Vertrag in Österreich, also bei einem österreichischen Verein. Mittlerweile haben die Wiener Austria und Rapid nachgezogen. Salzburg war allerdings der erste Verein und hat damit sicherlich eine Vorreiterrolle eingenommen.
fanreport.com: Wie ist der Kontakt zu Red Bull Salzburg entstanden?
Torres: Red Bull hat das schönste FIFA-Tor des Jahres in Österreich gesucht. Ich habe dann eines von mir hochgeladen, das war ein Fallrückzieher-Tor von Karim Benzema bei der WM-Qualifikation online. Daraufhin hat mich Red Bull Salzburg eingeladen.
fanreport.com: Was ist bei dieser Einladung auf dem Programm gestanden?
Torres: Wir haben dort ein kleines Zwei-gegen-zwei-Turnier in FIFA ausgetragen. Ich war mit dem damaligen Red Bull Salzburg-Spieler Jonatan Soriano im Team. Das war ganz lustig: Soriano ist zu mir gekommen und hat auf Spanisch zu mir gesagt: ‚Du Andres, ich habe drei Töchter und keine spielt FIFA. Ich habe also keine Ahnung, wie man spielt. Ich gebe dir den Ball, mach du einfach!‘ So ist das alles dann ins Rollen gekommen.
fanreport.com: Wie ist es dann weitergegangen?
Torres: Mich hat dann jemand von Red Bull Salzburg kontaktiert und gesagt: ‚Wir wissen, dass du ein echt fitter FIFA-Spieler bist. Lass uns in Kontakt bleiben, vielleicht können wir etwas gemeinsam machen.‘
fanreport.com: So kam es dann auch und seitdem bist du FIFA-Profi für Red Bull Salzburg. Was würdest du jungen E-Sportlern raten, die ebenfalls FIFA-Profis werden wollen?
Torres: Um E-Sport-Profi zu werden, musst du frei im Kopf sein. Ich habe mich zunächst nicht viel damit auseinandergesetzt, erst als ich Schule, Matura und Lehrausbildung hinter mir hatte. Die Ausbildung hatte zunächst Priorität für mich. Ich hab E-Sports nebenbei betrieben. Und dann ist eben das Angebot von Red Bull Salzburg gekommen. Und diese Chance wollte ich dann nutzen.
fanreport.com: Wie sieht deine typische Woche als E-Sports-Profi aus?
Torres: Viel Zocken auf jeden Fall. Schauen, wo man sich verbessern kann, was man verbessern kann. Ich weiß jetzt nicht, ob sich der Alltag viel von anderen E-Sports-Profis unterscheidet. Ich glaube nicht. Ansonsten bin ich gerne mit Freunden unterwegs, spiele selbst auch gerne Fußball.
fanreport.com: Wieviel trainierst du so pro Woche an deinen FIFA-Skills?
Torres: Ich spiele Weekend League, das sind 40 Spiele. Ein Spiel dauert gut 20 Minuten, wenn du das mal 40 rechnest, kommst du schon auf etwas mehr als 13 Stunden. Das ist schon eine ordentliche Zahl. Unter der Woche spiele ich auch mit anderen Profis aus Deutschland, die bei anderen Vereinen unter Vertrag sind. Da spielen wir Freundschaftsspiele, um besser zu werden.
fanreport.com: Was hilft dir konkret, besser zu werden?
Torres: Du kannst dich vor allem dann verbessern, wenn du gegen Gegner spielst, die besser sind als du. Wenn du gegen stärkere E-Sportler spielst und mit denen trainierst, dann wirst du automatisch stärker. Man lernt, das Spiel besser zu lesen, man lernt schneller zu passen, man lernt schneller zu schießen und man erkennt Lücken, die man davor vielleicht nicht gesehen hat.