Kult trifft Glamour

14.07.2015

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Wiener Sportklub gegen PSG - Erlebnisbericht eines Fußballfestes:
11teamsports Beat The Cold
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Der Glamour-Klub aus der Hauptstadt der „Grande Nation“ bestreitet bevor es auf USA-Tournee geht (unter anderem auch in die Red Bull Arena nahe New York), im Zuge seines Trainingslagers heuer sein einziges Testspiel auf österreichischem Boden gegen einen DER Kultklubs dieses Landes vor einer ebenso kultigen Kulisse. Grund genug für uns sich diesen Auftritt live vor Ort zu geben.

Vom Westbahnhof bis zur U-Bahn-Station Hernals fallen uns nur zwei durch deren Kappen als Fußballfans als solche zu erkennende Supporter auf. Grotesker Weise beide allerdings Bayern München Fans. Die ersten PSG-Trikots können wir erst in der Station Hernals ausmachen. Ein kleines Grüppchen inmitten freundlicher WSK-Fans. Der kurze Weg zum Stadion Dornbach wird gesäumt von einer Masse in schwarz/weiss und vereinzelten Fans im PSG-Dress, wovon beinahe alle den Namen „Ibrahimovic“ am Rücken tragen. Der schwedische Superstar verfolgt an diesem Tag übrigens auch ein Match am Rasen – allerdings im Tennis-Mekka Wimbledon.

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   Selbst wenn man in der Hernalser Hauptstraße direkt vor dem Stadion Dornbach steht, deuten nur die Flutlichtmasten darauf hin, dass sich in unmittelbarer Nähe ein Fußballplatz befinden muss. Die sogenannte „blaue Tribüne“ ist nämlich direkt in einen Häuserblock gebaut und bildet dessen imposante Rückwand mit blauem Wellblech-Charme. Ihr gegenüber ein weiteres Mal Kult pur: Die Friedhofstribühne - zwar ohne Dach, aber mit dem Hernalser Friedhof direkt im Rücken. Echte Sportklub-Fans könnten sich nach dem Ableben wahrlich keinen schöneren Ruheplatz wünschen. 

Im Stadion und davor fällt einem sofort positiv die entspannte Stimmung der chilligen WSK-Fans auf. Die familienfreundliche Atmosphäre wirkt extrem heimelig und selbst im Trikot des Gegners fühlt man sich überaus sicher und willkommen. Man distanziert sich auch ausdrücklich und deutlich merkbar von jeglicher Diskriminierung und Gewalt. Von uns dafür Respekt und ein fettes „Daumen hoch“!

Die Aufkleber auf Säulen, in den Toiletten und auf den Tribünen zeugen auch alle von der liberalen, weltoffenen und friedlichen Gesinnung dieser überaus sympathischen Fans. Selbst die Transparente im Stadion zeichnen sich durch Humor und Originalität aus (so z.B. „Man bringe den Spritzbeton!“). Auch Sponsoren stehen dem in nichts nach, wenn man beispielsweise an die Werbebande einer gewissen „Fleischerei Metzker“ denkt.

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Das Publikum könnte gemischter kaum sein: jung, alt, Männlein, Weiblein, Bürohengst, Punk, alle haben hier ihren Platz und frönen gemeinsam einer Leidenschaft. Selbst gelungene Aktionen des Gegner werden akklamiert, denn laut dem Fanklub „FreundInnen der Friedhofstribüne“ sollen sich auch die Gegner auf Spiele in Dornbach freuen. Eine seltene und daher umso lobenswertere Einstellung zu sportlicher Fairness. Das dürfte in Österreich und darüber hinaus gerne Schule machen!

Wir kommen mit einigen Fans im PSG-Outfit ins Gespräch, Franzosen sind jedoch –mit Ausnahme jener am Spielfeld- keine darunter, von echten Parisern ganz zu schweigen. Die meisten kommen aus Wien selbst, manche aus Amstetten, einige aus Graz. Beinahe ausnahmslos sind alle übrigens große Ibrakadabra-Verehrer, wenngleich nie vergessen wird rasch zu betonen, dass man klarerweise schon lange davor PSG-Fan gewesen sei. Die Erwartungshaltung spannt sich von „eigentlich keine“, bis zu „hoffe auf ein 6:1 oder 7:1 und so deckt sich diese auch mit jenen der WSK-Fans, die ebenso auf ein oder gerne auch zwei Tore ihrer Lieblinge hoffen, aber dennoch fix mit einer Niederlage rechnen. Davon abgesehen freut man sich in Dornbach auf die Verabschiedung von Trummer Dominik, einem ehemaligen Bundesliga-Kicker der SV Ried und nunmehrige Jugendtrainer der U13 des stolzen Nachwuchses des Sportklubs.

Kurz vor Beginn der Partie sind die Haupt- und die Friedhofstribüne knackevoll. Auch die Plätze vor der Kainzgasse (hier von einer Tribüne zu sprechen wäre „ein wenig“ vermessen) sind alle vergeben. Sogar auf den Balkonen der angrenzenden Hochhäuser  mit standesgemäßem Transparent „Balkonien grüßt Friedhofstribüne“, aber auch komplett hirnrissig und lebensmüde: sogar am Schrägdach wollen Verrückte einen Blick aufs Geschehen erhaschen. Einzig auf der steilen blauen Tribüne sind vereinzelte Lücken auszumachen. Es ist allerdings nicht zu übersehen, dass eine so große Kulisse in Dornbach eher selten ist, denn die oberen Ränge der blauen Tribüne sind noch von einer dicken Staubschicht bedeckt.

Auch im Pressebereich ist zu bemerken, dass die große Fußballwelt zu Gast in Dornbach ist. Wir dürfen Platz nehmen zwischen PSG-Pressesprecher und der Sportjournalisten-Elite von L´ equipe und Bild. Interessantes gab es darüber hinaus auch im informativen und durchaus schön gestalteten Stadionmagazin zu lesen: Schon vor Beginn der Saison ist bereits die Endtabelle der Regionalliga Ost von 2015/2016 abgedruckt. 

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Die Ansprache des Sportklub-Präsidenten unmittelbar vor dem Ankick ist kurz und knackig: „Heute gibt es etwas Besonderes: Heiße Würstel, kaltes Bier – und Paris Saint Germain ist auch hier.“ Kurz darauf kommen die Mannschaften beinahe staatstragend zu den Chanson-Klängen der französischen Nationalhymne aufs Feld – das Publikum ist begeistert. Und bereits nach einer Minute Spielzeit gibt es wieder Grund zur Freude: „Eine Minute halten wir schon gut dagegen.“ Die Friedhofstribüne beschallt den Rasen mit Songs wie „When the saints go marching in“ oder „We shall overcome“.  Teilweise mit einem enormen Lärmpegel. Es würde niemanden wundern, wenn dies am benachbarten Friedhof so manchen von den Toten aufwecken würde. 

Der Klub aus der Seine-Metropole versprüht Glamour auch auf ungewöhnliche Art und Weise wenn der Team-Arzt selbst bei hochsommerlichen 32 Grad im Schatten mit dunklem Anzug und Krawatte zu verletzten Spielern rennt. Mon dieu! - Das hat wahrlich Stil!  Aber auch die Sportklub-Fans wissen elegant zu überzeugen: Bei jeder Standardsituation werden sämtliche Schlüsselbunde aus den Taschen geholt um fröhlich und laut über dem Kopf damit zu „klingeln“ – ein einzigartiges Spektakel!

Nach zwanzig torlosen Minuten sind die Ansprüche an die eigene Mannschaft offenbar auch gestiegen: „Bewegt´s euch, das ist ja kein Stehfußball!“, fordert ein Fan mehr Initiative des Vereins aus der Regionalliga Ost gegen den Meister der französischen Liga. - Man hegt offenbar doch höhere Ambitionen. Und dass es nach 25 Minuten immer noch 0:0 steht, wird von den Fans positiv bemerkt. Doch nach Toren von Augustin in Minute 32 und 44 geht es mit einem 0:2 in die Kabine.

Kurz nach Wiederbeginn muss Aurier alleine vor dem Tor nur den Kopf hinhalten und markiert damit schon den 3:0-Endstand. Nach 67 Minuten ist auch das Debut von Kevin Trapp im Tor der Franzosen zu Ende. Die Heimischen halten bis zum Schluss tapfer dagegen sind aber wie erwartet chancenlos.

Dass das Match dennoch so reibungslos über die Bühne gehen konnte, war wenige Tage zuvor mehr als ungewiss. Doch der Verein hat tage- und nächtelang fieberhaft daran gearbeitet die alten Elektroleitungen so weit wieder herzustellen und die Stromversorgung abzusichern. Knapp 8000 Fans dankten dem Sportklub für dieses unvergessliche Fußballfest und hoffen im nächsten Jahr auf ähnliche Kaliber als Gäste in Dornbach.


Ein Erlebnisbericht von Bernd Kronawetter


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Redaktion  Regionalliga
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