Der FC Bad Radkersburg befindet sich seit drei Jahren auf einem sportlichen Höhenflug, der sich aktuell auch in der steirischen Landesliga fortsetzt. Nach zehn Runden steht man auf Rang zwei, hatte zuvor sogar die Tabellenführung inne. Abseits des Platzes war zuletzt nicht alles eitel Wonne - eine Kündigung des Bestandvertrages für die Parktherme Arena und ein offener Brief des Bürgermeisters sorgten für reichlich Gesprächsstoff."In letzter Zeit sind sehr viele Gerüchte entstanden. Von mancher Seite wurden bewusst unrichtige oder unvollständige Informationen verbreitet. Aus diesem Grund erlaube ich mir, Sie mit einigen Daten und Fakten über die Unterstützung des Vereines durch die Stadtgemeinde Bad Radkersburg und ihren Gesellschaften zu informieren", leitete Bürgermeister Heinrich Schmidlechner den offenen Brief an die Gemeindebürger ein.
Dabei wird geschildert, dass der Bestandvertrag von Jänner 2014, der als Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen dem FC Bad Radkersburg und der gemeindeeigenen Gesellschaft "Stadtgemeinde Bad Radkersburg Sport- und Freizeitbetriebe GmbH & Co KG" gilt, seitens des FC Bad Radkersburg bzw. Obmann Helmut Pock im August 2017 gekündigt wurde und am 31.12. 2017 rechtswirksam ausläuft. "Dem FC Bad Radkersburg wird mit diesem Vertrag die Nutzung des Stadions samt den Räumlichkeiten mit Ausnahme des Probenraums für die Stadtkapelle ermöglicht. Ausdrücklich ist vereinbart, dass die Benützung dieser Anlagen für den Zeitraum, in dem internationale Fußballcamps im Sommer stattfinden, nicht möglich ist", heißt es weiter. Wir fragten bei Obmann Pock nach.
"Im Bestandsvertrag waren die Rechte und Pflichten nicht klar definiert, daher ist er gekündigt worden. Es gibt laufend Gespräche für die Aufsetzung eines neuen Vertrages - daher gehen wir davon aus, dass wir auch nächstes Jahr in der Parktherme Arena spielen werden", schildert Pock im Gespräch mit fanreport.com. Als größte Hürde sieht er dabei den rasanten Aufstieg des Vereins und die internationalen Trainingscamps, die jährlich in Bad Radkersburg stattfinden. "Wir sind jetzt in der Landesliga, der Vertrag wurde zu Gebietsliga-Zeiten abgeschlossen", so Pock. "Da braucht es einfach Adaptierungsarbeiten. Vor drei Jahren war es mit den internationalen Trainingscamps auch kein Problem, da haben wir Ende Juli mit dem Training begonnen, jetzt beginnt die Meisterschaft schon in der dritten Juli-Woche. Das heißt, wir müssen mit Ende Juni zu trainieren beginnen, da sind aber internationale Teams wie Köln oder Kopenhagen zu Gast", schildert er das Platzproblem.
Auch das Ausweichen auf Nachbarplätze sei auf Dauer keine Lösung mehr. "Wir haben wieder eine eigene Jugendarbeit und eine zweite Kampfmannschaft, die müssen ja auch irgendwo spielen", sieht Pock das Problem. "Das sind alles Faktoren, die damals beim Abschluss des Bestandvertrages an die Gebietsliga angepasst wurden. Die Prioritäten haben sich jetzt geändert, das war auch der Hauptgrund für die Kündigung." Die einzige Lösung? "Es müssen zusätzliche Räume bzw. ein zusätzlicher Platz geschaffen werden." Forderungen, die für die Gemeinde nur unter Vorlage eines Finanzplanes in Frage kämen. "Seitens des Obmannes wurden mit dem Schreiben vom 17.5.2017 umfangreiche Anforderungen und Investitionswünsche an unsere Gesellschaft herangetragen. Teil dieser Wünsche sind umfangreiche infrastrukturelle sowie technische Einrichtungen und weitere Sportanlagen.Die Stadtgemeinde Bad Radkersburg und die Geschäftsführung unserer Gesellschaft haben vereinbart, dass über das bestehende Ausmaß hinausgehende Förderungen an den Fußballverein nur nach Vorlage eines Finanzplanes des FC Bad Radkersburg für die Spielsaison 2017/18 erfolgen können. Dies wurde der Vereinsführung mehrmals schriftlich, zuletzt am 9.6.2017 und am 3.8.2017 mitgeteilt. Dieser Finanzplan wurde bis heute nicht vorgelegt."
THEMA FLUTLICHT
Parallel zur Kündigung des Bestandvertrages war im offenen Brief auch von einer vorzeitigen Demontage der Flutlichtanlage, die wiederum mit einer Förderung von über 30.000€ seitens der Gemeinde mitfinanziert wurde, die Rede. "Das war missverständlich formuliert. Die Flutlichtanlage gehört zu 100% dem Verein, es ist nur darum gegangen, die exakten Besitzverhältnisse zu klären", informiert Pock.
Im Zuge dessen gewährt Bürgermeister Schmidlechner auch Einblick in die Finanzen, welche die Stadtgemeinde und deren Gesellschaften jährlich aufbringen: Werbekostenbeiträge der Parktherme für die Sportanlage betragen € 108.000,-- pro Jahr, für den Betrieb der Stadtgemeinde Bad Radkersburg Sport- und Freizeitbetriebe GmbH & Co KG wurde zuletzt eine jährliche Verlustabdeckung von € 82.000,-- geleistet und für die Kampfmannschaft und Jugendförderung gewährte man € 22.000,--- pro Jahr. Insgesamt eine Summe von € 260.000,---. "Das Geld fließt größtenteils in die umfangreiche Organisation der internationalen Trainingscamps, wir sind natürlich Nutznießer dieser herausragenden Bedingungen", schätzt sich Pock glücklich. "Der Verein selbst bekommt dabei 22.000€, das ist für einen Landesliga-Verein nicht allzu viel. Aber wir sind sehr stolz in Bad Radkersburg trainieren und spielen zu dürfen. Wir schätzen die komplette Anlage, das ganze Areal ist wie im Profibereich."
Wann und inwiefern sich der FC Bad Radkersburg und die Stadtgemeinde auf eine weitere Zusammenarbeit einigen, bleibt eine spannende Frage. "Nach der erfolgten Kündigung des Vertrages durch die FC Bad Radkersburg hat die Stadt-gemeinde Bad Radkersburg sämtliche Investitionen und Förderungen an den Verein eingefroren. Die Gesellschaft "Stadtgemeinde Bad Radkersburg Sport- und Freizeitbetriebe GmbH & Co KG" wird ihre vertraglichen Pflichten bis zum 31.12.2017 erfüllen", findet Bürgermeister Heinrich Schmidlechner klare abschließende Worte.
