"Ich will in die Bundesliga" - Dozhghar Kadir!

30.11.2012

IMG_0247_672x380
Bei der Wiener Stadtliga Wahl zum Spieler des Herbstes fiel die Wahl relativ klar zugunsten des FavAC Stürmers Kadir aus. Er erzielte in den ersten 15 Spielen der Saison 2012/2013 unglaubliche 19 Tore und zeichnete sich damit für fast 60% aller Tore seiner Farben verantwortlich. Wir haben uns im Zuge der Wahl natürlich ausführlich mit dem sympathischen Angreifer unterhalten!
Der im Irak geborene Dozhghar Kadir hat mit seinen Toren sicher großen Anteil am starken Abschneiden des Cashpoint FavAc in der abgelaufenen Herbstsaison. Der Stürmer der "roten Teufel" kam im Laufe der Saison so richtig in Fahrt und schlug in den letzten 7 Spielen gleich 14(!) Mal zu. Insgesamt erzielte Kadir damit 19 Tore in 15 Spielen und kommt auf eine beachtenswerte Quote von fast 60% aller FavAC Tore (19 von 33).
 
100% Einsatz in jedem Training und Spiel sind das was ihn am meisten vom Großteil der Österreicher unterscheidet!
FavAC Coach Jürgen Novara
Trainer Jürgen Novara weiß was er an seinem Schützling hat, relativiert aber gleichzeitig: "Die Topeinstellung zum Fußball zeichnet ihn aus, das ist der große Unterschied zu den meisten Österreichern. Oft musst du ihn bremsen, da er wirklich in jedem Training 100% gibt. Bei ihm gibt es nur Vollgas oder gar nicht, das taugt mir. Klar ist aber auch, dass seine Tore nur möglich sind, wenn die ganze Mannschaft funktioniert und ihn mit Vorlagen füttert." Eine besondere Rolle kommt dabei Sasa Dimitrijevic zu, wie Novara weiß: "Er setzt ihn oft toll in Szene, kommt jetzt mehr aus dem Mittelfeld und erzielt daher selbst nicht mehr so viele Tore. Fast alle Tore aus dem Spiel heraus hat er ihm aber aufgelegt. Dimi ist ein super Typ, er sagt er hat schon genug Tore geschossen, ihm ist nur der Erfolg der Mannschaft wichtig." Schmunzelnd fügt Novara noch hinzu: "Er kämpft und läuft jetzt sehr viel für die Mannschaft, sogar ein sliding tackling ist hin und wieder schon dabei, das hat er vorher 10 Jahre nicht gemacht. Er ist wirklich enorm wichtig für die Mannschaft."

Neben dem eigenen Trainer waren oft auch Verantwortliche von Gegnern angetan von der Leistung Kadir's. So meinte beispielsweise NAC Sektionsleiter Wolfgang Vogl nach der Niederlage seiner Mannschaft: "Man sieht einfach, dass er ein Instinktfußballer ist, er macht einfach immer das richtige, ist ein absoluter Topstürmer." Nicht selten war zu hören, dass es Kadir war, der schlichtweg den Unterschied ausgemacht hatte.

Wir haben es uns daher nicht nehmen lassen und ein hochinteressantes sowie sehr ausführliches Interview mit Dozhghar Kadir geführt.
 
IMG_8132_Bildgröße ändern
Dozhghar Kadir im Infight - wie so oft in dieser Saison immer mit 100%!
fanreport.com: Dozhghar, erzähle uns bitte ein bisschen wie dein Leben bisher verlaufen ist und wie du schlussendlich nach Österreich gekommen bist.
Dozhghar Kadir: Ich habe mit 10 Jahren bei Kayserispor in der Türkei begonnen, zwei Jahre später haben mich Scouts zu Besiktas Istanbul geholt. Da Besiktas damals meine Lieblingsmannschaft war, musste ich natürlich nicht lange überlegen, meine Familie und ich, wir waren natürlich alle sehr glücklich. Ich bin dann also mit 12 Jahren alleine nach Istanbul umgezogen, meine Familie blieb in Kayseri. Die Klubverantwortlichen haben mit meinem Vater ausgemacht, dass ich bis zum 17. Lebensjahr für den Profifußball ausgeblidet werde. Das Problem war, dass wir mit einem Angebot von Besiktas natürlich nicht rechneten und unser Ziel eigentlich Amerika war, wo der Großteil der Familie lebte. Daher hatten wir das Visum nicht verlängert gehabt und eines Abends, als ich meine Familie in Kayseri besucht hatte, stand die Polizei vor der Türe und teilte uns mit, dass wir zurück in den Irak müssen. Mein Vater war zu diesem Zeitpunkt nicht zuhause und wir mussten ohne ihn ausreisen. Nach einiger Zeit ist er dann nach Österreich gekommen, wo er in Innsbruck lebte. Ich habe zu dieser Zeit im Irak, bei Erbil, Fußball gespielt. Einige Jahre später sind wir dann mit der ganzen Familie nach Innsbruck zu meinem Vater übersiedelt.
 
Ich bin 1,5 Jahre gestanden um dann endlich frei zu sein!
Dozhghar Kadir
fanreport.com: Du hast dann in Innsbruck natürlich weiterhin Fußball gespielt, wo hast du begonnen?
Dozhghar Kadir: Ich habe in der 5. Liga bei Veldidena begonnen, war damals erst 16 Jahre alt. Ich habe dort dann einen Vertrag unterschrieben, wobei ich nicht genau wusste, was ich unterschreibe, da ich die Sprache nicht so gut beherrschte. Sie haben mir versprochen, dass sie mich weit nach oben bringen wollen. Ich bin dann nach einiger Zeit ins BNZ Tirol U19 gewechselt, gehörte aber weiterhin Veldidena. Als dann Transfers zu Wattens und den Wacker Innsbruck Amateuren scheiterten hätte ich wieder zurück zu Veldidena gehen müssen. Mein Vater war dagegen aus dem BNZ wieder in die fünfte Liga zu gehen, und dann bin ich 1,5 Jahre gestanden um danach endlich frei zu sein.

fanreport.com: Wie ging es dann mit dir weiter, was hast du in der Zeit ohne Verein gemacht und wie bist du dann nach Wien gekommen?
Dozhghar Kadir: Ich habe jeden Tag stundenlang trainiert, wollte unbedingt fit bleiben. Nach den eineinhalb Jahren wollte ich dann nicht mehr in Innsbruck spielen, ich hatte genug von dort. Also ging ich alleine nach Wien, ich habe meinem Vater versprochen, dass ich Fußballer werde und wollte ihm das beweisen.

Herr Moser hat mich am Platz gesehen und gesagt, dass ich das Gelände umgehend verlassen soll!
Kadir schmunzelnd zum ersten Kontakt mit dem FavAC
fanreport.com: Warum ausgerechnet der FavAC, in Wien gibt es ja unzählige Vereine?
Dozhghar Kadir: Ich habe im 10. Bezirk eine Wohnung bekommen und habe dann einmal zufällig den Platz gesehen, wusste nicht welche Mannschaft hier spielte oder welche Liga es ist. Ich war damals früh Morgens am Platz, unser Funktionär, Herr Moser hatte mich damals gesehen und gesagt, dass ich sofort verschwinden soll, da das ein privater Fußballplatz sei. Natürlich war das nicht böse von ihm gemeint, es ist ja klar, dass nicht jeder Fremde einfach auf ein privates Gelände gehen darf. Ich habe ihn dann gefragt, welcher Verein hier spielt und wann sie Training haben. Er hat es mir dann auch ermöglicht ein Probetraining zu machen. Am selben Nachmittag habe ich dann also mittrainiert und mich bei unserem Trainer, Herrn Novara, vorgestellt. Alle waren von Beginn an wie eine Familie für mich, Spieler und Funktionäre haben mir sofort geholfen und wollten, dass ich unbedingt beim Verein bleibe. Also bin ich geblieben und habe von da an begonnen für den FavAC zu stürmen.

fanreport.com: Kommen wir zur aktuellen Situation. Du triffst in dieser Saison nach Belieben, hast jetzt nach 15 Spielen schon unglaubliche 19 Tore erzielt. Wie erklärst du dir diesen tollen Lauf?
Dozhghar Kadir: Aufjedenfall mit der Mithilfe meiner Mannschaftskollegen, das kommt einmal als allererstes, ohne sie könnte ich keine Tore erzielen. Außerdem habe ich momentan einfach nur Fußball im Kopf, kann mich voll und ganz auf meine Aufgaben beim FavAC konzentrieren. Ich trainiere jeden Tag hart dafür, dass ich im nächsten Spiel erfolgreich sein kann und meiner Mannschaft helfe. Was auch noch wichtig für mich ist, ist das sowohl Trainer Novara als auch Sportleiter Astl immer wieder persönlich mit mir sprechen, das zeigt mir einfach das Vertrauen der Verantwortlichen und gibt mir sehr viel Kraft.
 
Sasa ist wie ein großer Bruder für mich!
Dozhghar Kadir über Dimitrijevic
fanreport.com: Dein Trainer meint, dass dein Kollege, Sasa Dimitrijevic, und du ein tolles Duo seid. Wie verstehst du dich auf und abseits des Platzes mit ihm?
Dozhghar Kadir: Sasa ist für mich wie ein großer Bruder. Er ist ein sehr guter und erfahrener Spieler, von dem ich unglaublich viel lernen kann. Auf dem Platz verstehen wir uns blind, es ist oft so als könnte er meine Gedanken lesen und ich seine. Ich kenne seine Laufwege und er meine, dazu wissen wir immer was der andere mit dem Ball machen wird, es ist einfach großartig mit ihm zusammenzuspielen. Abseits des Platzes sehen wir uns aber nicht so oft, er muss arbeiten und hat eine Familie, wir treffen uns eigentlich nur am Fußballplatz.

fanreport.com: Du sprichst die Arbeit von Dimitrijevic an, wie sieht es da bei dir aus, gehst du auch einem Beruf nach?
Dozhghar Kadir: Nein, momentan arbeite ich nicht. Ich spiele derzeit nur Fußball und kann mich daher voll darauf konzentrieren. Natürlich werde ich auch von meiner Familie unterstützt, ansonsten würde es nicht gehen.
 
fanreport.com: Erst vergangene Woche hast du dich bis zum Sommer 2014 an den Verein gebunden. Warum hast du dich entschieden,  so lange beim FavAC zu bleiben? Bei deinen Leistungen werden sicher auch Klubs aus der Regionalliga auf dich aufmerksam werden, oder?
Dozhghar Kadir: Ich habe mich deshalb noch für längere Zeit für den FavAC entschieden, weil ich der Meinung bin, dass sie mir weiterhelfen mein Ziel zu erreichen. Dieses Ziel ist ja nicht die Regionalliga. Ob sich Vereine für mich interessieren weiß ich nicht, ich persönlich habe kein Angebot bekommen und ob sich jemand mit dem Verein in Verbindung gesetzt hat kann ich nicht sagen. Es ist für mich aber überhaupt nicht wichtig, ich konzentriere mich auf den FavAC.
 
Ich will in die Bundesliga!
Dozhghar Kadir über sein Ziel
fanreport.com: Das führt mich dann auch direkt zur nächsten Frage: Was sind deine persönlichen Ziele, wo ist Dozhghar Kadir in 5 Jahren?
Dozhghar Kadir: Mein Ziel ist ganz klar die Bundesliga. Ich will unbedingt einen Profi-Vertrag haben und werde dafür weiterhin alles geben. Ich hoffe wirklich, dass es klappt. Noch nie in meinem Leben wollte ich etwas anderes als Fußballer zu werden, ich gebe alles um mir diesen Traum irgendwann erfüllen zu können.
 
fanreport.com: Wo wollt ihr mit dem FavAC am Ende der Saison landen? Mit 6 Punkten Rückstand auf Leader Stadlau ist ja eigentlich noch alles möglich.
Dozhghar Kadir: Wir konzentrieren uns ganz einfach immer auf das nächste Spiel. Das ist auch das, was uns Trainer Novara immer mit gibt, wir sollen Schritt für Schritt gehen, am Ende sehen wir dann ohnehin was herausgekommen ist. Aber ja, natürlich ist der Meistertitel ein Thema bei uns, denn wir sind, wie du schon sagst, nicht weit weg von der Spitze. Es läuft derzeit einfach alles super bei uns, wenn wir das in die Frühjahressaison mitnehmen können, dann ist sicher noch einiges möglich.
 
fanreport.com: Was war dein persönliches Highlight in der bisherigen Saison, an welchen Moment erinnerst du dich besonders gern zurück?
Dozhghar Kadir: Ich erinnere mich immer wieder an mein erstes Tor in dieser Saison gegen den Post SV. Wir haben zwar sehr schlecht gespielt, eigentlich war es unsere schlechteste Leistung in der ganzen Saison. Aber es war mein erstes Saisontor und mir ist damit ein Stein vom Herzen gefallen, das war für mich schon sehr wichtig. Ab diesem Zeitpunkt ist es dann für mich persönlich super gelaufen und ich habe sehr viele Tore geschossen.

fanreport.com: Was bedeutet für dich die Auszeichnung zum fanreport.com - Spieler des Herbstes?
Dozhghar Kadir: Es ist ein toller Erfolg und macht mich natürlich sehr glücklich. Es ist nocheinmal eine zusätzliche Motivation für die kommenden Spiele im Frühjahr, wo ich meiner Mannschaft wieder helfen will. Ich möchte mich für diese Auszeichnung natürlich ganz herzlich bei fanreport.com bedanken und freue mich sehr darüber.
 
fanreport.com: Wir bedanken uns für dieses tolle Interview und wünschen für die Frühjahrssaison und deine persönlichen Ziele viel Erfolg!
Patrick Haider
Patrick Haider - Redakteur
patrick.haider@fanreport.at

Sponsored Posts by 11 Teamsports Logo

Nike belebt "Joga Bonito" wieder! Shoppe die gesamte Kollektion bei 11teamsports mit 15% Rabatt on Top. »
Der neue Nike Mercurial "Dragonfly" 2,5 Jahre Entwicklung gemäß den Wünschen der Profifußballer führten zu diesem Me... »
Das neue adidas "Superlative" Pack! Neue Farben, neue Technologien, bessere Performance: Das neue adidas "Superlativ... »