ORF zeigt ‘Provinz‘ Stinkefinger

24.03.2015

derby of love pacity Fotocredit: Montage
Mit "Derby of Love"-Übertragung stellt ORF Wien-Lastigkeit unter Beweis.
11teamsports Beat The Cold
Am kommenden Freitag überträgt der ORF auf seinem Sportkanal das kleine Wiener Derby zwischen Wiener Sportklub und der Vienna live, erstmals ist damit also beim Staatsfunk ein Spiel der dritthöchsten Liga live zu sehen. Eine tolle Sache für die beiden Verein, aber der ORF zeigt damit einmal mehr seine Wien-Lastigkeit. In Anlehnung an den griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis, der selbiges mit Deutschland gemacht haben soll, streckt der ORF damit den Bundesländern einmal mehr den virtuellen Mittelfinder entgegen.

Es haben uns in den letzten Tagen doch einige Mails von erbosten Fans anderer Vereine erreicht, die mich dazu veranlassen, einen kurzen Kommentar zu dieser Übertragung zu schreiben. Eines gleich vorweg: Dies soll bitte nicht als Kritik an den beiden Vereinen Wiener Sportklub und Vienna gesehen werden, die Übertragung an sich ist eine tolle Sache und mit Sicherheit eine Wertschätzung für den Regionalliga-Fußball, die sich dieser aber wohl schon länger verdient hätte. Schauen wir uns hierzu genauer die Zahlen an. 5800 Fans sahen im Herbst auf der Hohen Warten ein 0:0 und plötzlich merkt auf einmal auch der Staatsfunk, dass es in den Regionalligen interessanten Fußball gibt. Für Freitag sind bisher knapp 5000 Karten verkauft, das Zuschauerinteresse wird sich am Ende also wohl wieder zwischen 5.500 und vielleicht 7000 Fans bewegen. Starke Zahlen natürlich für ein Regionalligaspiel, aber bei weitem nicht das, was einige Spiele zuvor schon an Massen bewegten.

Derby of Love bei weitem nicht das bestbesuchte Regionalligaspiel

Bestes Beispiel dafür war wohl die Partie FC Liefering – Austria Salzburg am 1. Mai 2013, wo über 11.000 Zuschauer ins Stadion pilgerten. Im Gegensatz zum kleinen Wiener Derby ging es da sogar um den Meistertitel, es spielte Erster gegen Zweiter und nicht ein Abstiegskandidat gegen den schon etwas abgeschlagenen Tabellenzweiten. Auch an das Duell zwischen dem FC Pasching und dem LASK erinnern wir uns gerne zurück, in einem ausverkauften Paschinger Waldstadion sorgten die Linzer Fans für absolute Gänsehautstimmung, auch hier standen sich Tabellenerster- und Tabellenzweiter gegenüber. Doch  wurden auch diese Spiele übertragen? Nein, sie fanden ja nicht einmal Eingang in die regionale Sport-Berichterstattung des ORF. In der Saison 2013/14 fanden auf der Linzer Gugl vor 7000 bzw. 8000 Zuschauern die beiden Linzer Stadtderbys statt. – ORF hier mit dabei? – Nein! Diese Liste könnte noch beliebig fortgesetzt werden, vor allem Spiele des LASK, GAK, oder auch damals des FC Wacker Innsbruck hatten teils einen weitaus höheren Zuschauerzuspruch. Auch diese Vereine hätten sich sicherlich über zumindest Fernsehpräsenz – es muss ja nicht gleich live sein – gefreut, sie sind halt nicht in Wien und somit nicht wichtig, wird man sich am Küniglberg gedacht haben. Insofern dient diese Auflistung also auch als Information an den ORF, dass auch außerhalb der Bundeshauptstadt gerne Fußball gespielt und geschaut wird. Selbst das vorentscheidende Meisterschaftsspiel zwischen GAK und TSV Hartberg in der Saison 2008/09 lockte mit 8000 Fans weit mehr Zuschauer in die Grazer UPC-Arena, als es im kleinen Wiener Derby sein wird.

Regionalsender machen es vor

Doch warum also gerade jetzt? Am liebsten würden wir ja annehmen, dass sich der Staatsfunk hier von lokalen Anbietern, wie etwa Schau TV hat anstecken lassen, die im Herbst etwa das Bezirksderby zwischen Parndorf und Neusiedl am See live übertragen haben. Doch viel wahrscheinlicher liegt der Grund darin, dass die Sportredaktion voll ist mit Leuten, die dem Wiener Sportklub und der Vienna nahe stehen. Nochmals sei erwähnt, dies bitte nicht als Kritik an den Vereinen zu sehen, es geht einfach einmal mehr um die Wien-Lastigkeit des ORF. Auch wenn die Vereine offiziell für die Übertragung kein Geld bekommen, sind natürlich die Mehreinnahmen an Werbegeldern mit Sicherheit nicht zu verachten. Ein positiver Nebeneffekt, denn sich sicherlich früher auch Vereine wie LASK, GAK, Austria Salzburg, Vorwärts Steyr, BW Linz oder der FC Wacker Innsbruck gewünscht hätten. Diese fünf Vereine haben mehrere Sachen gemeinsam. Sie alle hatten Spiele mit weitaus mehr Zuschauern als das kleine Wiener Derby, sie spielten alle um die Meisterschaft, sie hatten allesamt überhaupt keine ORF-Präsenz.

Anstoß für weitere Übertragungen? – Hoffentlich!

Es bleibt nur zu hoffen, dass sich der ORF die Kritik – und die kommt hier sicherlich nicht nur von dieser Seite, es wird wohl auch das eine oder andere Mail beim Zwangsgebühren finanzierten Staatsrundfunk landen. Und genau bei diesen Gebühren liegt auch ein weiterer Kritikpunkt. Die GIS-Gebühren werden nämlich nicht nur von Wienern gezahlt, auch Menschen aus den Bundesländern werden hier zwangsbeglückt und kommen sich wohl oder übel, ein weiteres Mal verarscht vor. In diesem Sinne freuen wir uns am Freitag natürlich hoffentlich auf ein spannendes Wiener Derby und gehen einmal davon aus, dass auf ORF Sport Plus künftig auch andere Spiele aus den diversen Regionalligen hin und wieder zu sehen sind. Gerüchteweise sollen mit den Gebühren ja auch acht weitere Landesstudios des ORF finanziert werden, Personal für eine Übertragung sollte also auch außerhalb der Donaumetropole vorhanden sein.

Ein letztes Mal sei es noch erwähnt – dieser Kommentar soll und darf bitte nicht als Kritik an den Vereinen gesehen werden – natürlich werden auch wir gewohnt ausführlich von diesem Spiel berichten. Vielmehr ist es ein Aufruf solche Übertragungen öfters stattfinden zu lassen, Vereine wie Vorwärts Steyr, BW Linz, Lafnitz, Vöcklamarkt, wohl wieder SW Bregenz in der kommenden Saison, Austria Salzburg, Neusiedl oder Amstetten haben ja durchaus vergleichbare Zuschauerzahlen im Schnitt, der ORF müsste sich also auch hier keine Sorgen um mögliche Reichweiten machen.

Redaktion  Regionalliga
Redaktion Regionalliga - Administrator
ml@regionalliga.com

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