Vereinssterben im Amateurfußball

16.08.2018

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Über zehn Vereine zogen heuer in NÖ die Reißleine und stellten den Spielbetrieb ein.
11teamsports Beat The Cold
"Es ist momentan eine ganz leere Zeit für mich", findet Manfred Grunsky, Obmann des SV Ringelsdorf, nur schwer die passenden Worte. Denn nach 47 aktiven Jahren im Verein zog man zu Beginn der Woche schweren Herzens die Reißleine und frierte den Spielbetrieb vorerst ein. "Ich war jeden Tag am Sportplatz, hatte vom Platz- und Zeugwart, bishin zum Obmann alle Funktionen schon einmal ausgeübt. Es war irgendwie mein Lebenswerk." Auch der Zeitpunkt hinterlässt im Sportlerherz des 64-Jährigen eine tiefe Narbe. "Der Verein besteht seit 1921, in drei Jahren hätten wir also das 100. Jubiläum gefeiert..."

KEIN INTERESSE DER JUGEND
Das Hauptproblem sieht Manfred Grunsky im schwindenden Interesse an der Basis, sprich dem Nachwuchs. "Die wollen einfach nicht mehr! Mir wurde im Sommer von einigen jungen Spielern hoch und heilig versprochen, dass sie wieder kommen. Natürlich ist das nicht passiert. Wenn dann nur 40-Jährige spielen, ist das einfach uninteressant." Das Fass zum Überlaufen brachte die jüngste Pleite beim traditionellen Sportlerfest, seit 30 Jahren eine wichtige Einnahmequelle des SVR. "Weder für die Kinderolympiade am Vormittag, noch für das Kleinfeldturnier am Nachmittag gab es Anmeldungen. Auch unser Tennisverein macht keine Veranstaltungen mehr, weil einfach keiner kommt. Das Vereinsleben stirbt aus."

Parallel zum Desinteresse der Jugend musste man in der Folge auch in Ringelsdorf vermehrt auf auswärtige bzw. bezahlte Spieler zurückgreifen. "Wir haben für uns einmal festgelegt, dass mindestens die Hälfte aller Spieler einheimisch sein muss. Dieses Verhältnis hat sich aber immer mehr in Richtung ausländischer Spieler verschoben. Einzig meine beiden Söhne (Anm.: 42 und 44 Jahre) haben zum Schluss noch gespielt. Vielleicht hätte ich ja elf Kinder zeugen sollen..."

KRITIK AM SYSTEM
Nicht nur Hobbykicker aus der Umgebung, sondern auch ehrenamtliche Funktionäre sind rar. Diese Umstände wurden durch Auflagen des ÖFB und NÖFV begünstigt, wie Grunsky meint. "Die ganze Bürokratie wird einem viel zu schwer gemacht. Man muss mittlerweile für jede Anmeldung und jeden Käse bezahlen. Wenn ich einen ausländischen Spieler verpflichte, kostet mich alleine das Formular 25€. Das DIN A4-Blattl kostet in Wahrheit 22 Cent."

Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft des SV Ringelsdorf fällt am 31. August im Zuge der Mitgliedersammlung. Findet sich ein neuer Vorstand - für Grunsky kaum vorstellbar - könnte sich das 97-jährige Bestehen des SVR fortsetzen. Ansonsten ertönt bei den Weinviertlern, wie auch bei elf weiteren NÖ-Klubs, der endgültige Schlusspfiff. "Wenn man dem großen Strom weiterhin die ganzen kleinen Bäche wegnimmt, wird das Vereinssterben weitergehen. Dann schaut es um die Zukunft dieses Sports ganz, ganz schlecht aus", lauten Grunskys emotionale Schlussworte.
Lukas Mitmasser
Lukas Mitmasser - Administrator
lukas.mitmasser@gmx.at

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