Das ultimative Titelduell

Vor dem letzten Spieltag führt St. Bernhard weiterhin die Tabelle an. Doch am letzten Spieltag trifft man ausgerechnet auf den Tabellenzweiten aus Guntersdorf, der mit einem Sieg im allerletzten Moment noch den Aufstieg schaffen könnte.

Samstag, der 9. Juni ist ein Tag, den sich viele Fußballfans ganz dick angestrichen haben im Kalender. Schließlich hat die Fußball-EM in Polen und der Ukraine dann gerade begonnen und der große Nachbar aus Deutschland trifft im ersten Schlagerspiel der Endrunde auf Portugal. Doch während dieses Spiel richtungsweisend für ein ein paar Wochen lange dauerndes Turnier sein kann, steigt in Niederösterreich ein Spiel, das für zwei Mannschaften den Verlauf der kompletten nächsten Saison ganz wesentlich beeinflusst. Denn in der 1. Klasse Nordwest-Mitte fällt erst in der allerletzten Rund die Entscheidung über die Meisterschaft. St. Bernhard genügt zwar am letzten Spieltag ein Unentschieden um den Aufstieg perfekt zu machen, doch trifft man daheim ausgerechnet auf den Tabellenzweiten aus Guntersdorf, der mit einem Sieg alles umwerfen und doch noch aufsteigen kann.

Was für St. Bernhard spricht
 
Zumindest auf den ersten Blick hat St. Bernhard aber die klar bessere Ausgangsposition. Größter Vorteil ist natürlich, dass ein Unentschieden zum Aufstieg reichen würde. Und schließlich hat man in dieser Saison noch kein einziges Heimspiel verloren. Nur wenn diese Serie im letzten Spiel reißt, würde man den Aufstieg doch noch vergeigen, was angesichts des Saisonverlaufes besonders ärgerlich wäre. Schließlich liegt die Mannschaft schon seit dem 8. Spieltag an der Spitze, als man mit einer 7 Spiele anhaltenden Siegesserie den KSV Röschitz von der Spitze verdrängte. Die Guntersdorfer lagen zu diesem Zeitpunkt gerade mal auf Platz 8. Mit 4 Zählern Vorsprung auf Röschitz bzw. 6 Punkten Vorsprung auf die damals viertplatzierten Guntersdorfer überwinterte St. Bernhard als souveräner Tabellenführer. Im neuen Kalenderjahr wurde man zwar ein wenig vom SC Guntersdorf überstrahlt, belegt aber in der Frühjahrstabelle den starken zweiten Rang. Würde in der letzten Runde nicht das direkte Duell warten, würde jeder von einem souveränen Aufstieg sprechen. 

Was für Guntersdorf spricht

Der SC Guntersdorf ist in der 1. Klasse Nordwest-Mitte so etwas wie das Team der Stunde. Seit man zum Frühjahrsauftakt mit 3:0 in Langenlois unterging, hat man in 11 Spielen kein einziges Mal mehr verloren und gleich 9 Siege eingefahren. Zudem ist der SC die Tormaschine der Liga. Nicht weniger als 90 Treffer hat man in den 25 bisherigen Runden erzielt und setzt sich in dieser Statistik damit ganz deutlich vor St. Bernhard durch, das auf 72 Tore kommt. Im Schnitt schießen die Guntersdorfer 3,6 Tore pro Spiel und erst zwei Mal ging man in dieser Saison ohne Torerfolg nach Hause. Daran sollte es also nicht scheitern, auch wenn man mit St. Bernhard auf die stärkste Defensive der Liga trifft. Vielleicht können die Guntersdorfer auch aus der schwierigen Lage etwas Positives ziehen. Während der Gegner beim Stand von 0:0 oder einem Remis in anderer Höhe, nie letztes Risiko gehen kann, haben die Gäste und Herausforderer eigentlich nicht viel zu verlieren. Denn ob am Ende ein taktisch vorsichtig herausgespieltes Unentschieden oder eine wegen zu hohem Risiko erlittene Niederlage steht, wird niemanden interessieren. Für den Aufstieg braucht man ohnehin einen Dreier.

Und wer steigt nun auf?
 
Im Endeffekt kann man analysieren, was das Zeug hält, eine sichere Prognose wird man aber nicht abgeben können. Für den SC Guntersdorf spricht eine herausragende Form in den letzten Spielen, während derer man die meisten Gegner sehr gut im Griff hatte und nach allen Belangen dominierte. Für St. Bernhard spricht alles andere: Die beste Abwehr der Liga, die Tatsache, dass man zu Hause noch kein Spiel verloren hat, die Leistungssteigerung in den letzten Spielen und, vor allem, dass ein Unentschieden zum Aufstieg reicht. Irgendwie hat man bei aller Irrationalität das Gefühl, der SC Guntersdorf sei der Favorit für dieses Spiel, doch St. Bernhard der Favorit auf den Aufstieg. So spannend kann der EM-Auftakt gar nicht sein; am Freitag sieht zumindest ein kleiner Teil der Fußballwelt ganz gebannt nach St. Bernhard.