"Müssen Saisonziel neu definieren"

 Der SV Ratzersdorf blickt auf einen durchwachsenen Herbst zurück. Mit großen Erwartungen startete man in die neue Saison und bei vielen Experten galt die Henke-Equipe als ein potenzieller Meisterkanditat. Doch wie so oft im Fußball kam wieder einmal alles anders und anstatt um den Titel mitzuspielen, findet man sich wenige Wochen vor Beginn der Rückrunde im Niemandsland der Tabelle wieder. Dennoch blickt SVR-Coach Gerhard Henke positiv in die Zukunft und ist überzeugt, dass in der Rückrunde noch einiges möglich ist...

fanreport.com: Deine Mannschaft zählte im Vorfeld der Saison zu den Geheimfavoriten auf den Titel. Nach der Hinrunde liegt man aber lediglich auf dem enttäuschenden 8.Tabellenplatz. Was waren die Gründe für das magere Abschneiden deiner Elf in diesem Herbst?
Gerhard Henke: "Leider verfolgte uns diese Saison das Verletzungspech. Mit Melicharek (ab der 3.Runde verletzt), Gös, Hintermeier Michael, Köck (wird auch im Frühjahr nicht fit), Primorac Mateo (beruflich), Mihaicescu (beruflich) und Steininger (Seitenbandüberdehnung) fehlten bis zu sieben Spieler im Kader. Dadurch haben wir natürlich an Qualität und Konstanz eingebüßt." 

fanreport.com: Ihr hattet im Herbst mit großen Verletzungssorgen zu kämpfen und teilweise fehlten fünf, sechs Leistungsträger.  Wäre deiner Meinung nach mehr möglich gewesen, wenn alle fit gewesen wären?
Gerhard Henke: "Über was wäre möglich gewesen, wenn… möchte ich nicht nachdenken. Tatsache ist, dass wir aus verschiedenen Gründen unser gestecktes Ziel vorne mitzuspielen klar verfehlt haben."

fanreport.com: Das Verletzungspech scheint euch auch im neuen Jahr treu zu bleiben. Kurz vor Transferschluss zog sich Lukas Melicharek einen Kreuzbandriss zu und ihr musstet ihn durch Pavol Hustava ersetzen. Und erst kürzlich verletzten sich vier weitere Akteure im Testspiel gegen Spratzern teilweise schwer. Wie sehr nagt so etwas an der Psyche einer Mannschaft? Welche Maßnahmen setzt du im Training, damit du deinen Spielern die vielleicht vorhandene Angst vor Verletzungen nimmst?
Gerhard Henke: "Glücklicherweise wechselte Melicharek nach vier Monaten falscher Behandlung den Arzt. Bei einer neuerlichen Untersuchung - zum Glück vier Tage vor Übertrittszeitende - bekamen wir die Nachricht, dass das Kreuzband ab ist und er sofort operiert werden muss.  Mit Hustava haben wir - glaube ich - eine gute Alternative gefunden. Vorteil dabei ist, dass er bereits einige jahre in Österreich gespielt hat und deswegen keine Anpassungsprobleme haben sollte. Was die Psyche der Mannschaft betrifft: Wir sind nach den Verletzungen grundsätzlich immer gleich in den Alltag übergegangen, weil es Verletzungen waren, die entweder ohne Fremdeinwirkung oder im Zweikampf passiert sind. Ich gebe den Spielern jetzt in der Vorbereitung aber schon immer mit, dass sie versuchen sollen schneller abzuspielen, um gefährliche Zweikämpfe zu vermeiden."

fanreport.com:  Vor kurzem sorgte das Testspiel gegen Spratzern für viel Diskussionsstoff, da ihr nach einer überharten Partie vier Verletzte zu  beklagen hattet. Du hast danach scharfe Kritik am Gegner geübt. Warum war diese Kritik deiner Meinung nach gerechtfertigt?
Gerhard Henke: "Warum? Da ich nicht nur Trainer beim SVR bin, sondern auch Sportmanager, muss ich bei  Schwerverletzten eine Stellungnahme abgeben. Dass ein Spieler einen Knöchelbruch und zwei weitere einen Mittelfußknochenbruch in nur einem Spiel davontragen – diese Verletzungen sind im Fußball nicht alltäglich! Ich habe niemanden beschuldigt, hätte mir aber seitens Spratzern eine andere Reaktion auf die schweren Verletzungen erwartet.  Spratzern wünschte den Spielern erst nach Anfrage von Fanreport  gute Besserung."

fanreport.com: Wie verlief die bisherige Vorbereitung? Welche Schwerpunkte setzt du im Training?
Gerhard Henke: "Wir sind derzeit in der fünften Vorbereitungswoche und haben mit der Landessportschule (Halle, Kraftkammer und Kunstrasen) tolle Trainingsbedingungen. Bedanken möchte ich mich hier auch bei unserem Verein, der mir im sportlichen Bereich alle Freiheiten lässt. Von 13.02.-15.02. hielten wir noch ein Trainingswochenende in Tschechien mit 24 Spielern ab, das von der sportlichen und kameradschaftlichen Seite ganz wichtig war."

fanreport.com: Ihr liegt aktuell im Niemandsland der Tabelle, der Abstand zu den vorderen Plätzen beträgt allerdings nur wenige Punkte. Was ist in der Rückrunde noch möglich und wie lauten die Ziele?
Gerhard Henke: "Mit Köck, Melicharek und Primorac Mateo werden auch im Frühjahr einige Spieler fehlen, aber das Problem haben auch andere. Wir schauen nach vorne und unser Saisonziel müssen wir jetzt neu definieren. Unser neues Ziel lautet jetzt unter die ersten Fünf zu kommen, da wir nur sechs Punkte vom 2.Platz entfernt sind. Es wird aber dennoch nicht leicht, da sich - außer Rohrbach - fast alle Mannschaften sehr gut verstärkt haben."

fanreport.com: Wer wird Meister und welche Teams werden es schwer haben die Liga zu halten?
Gerhard Henke: "Der Meister kann nur Rohrbach heißen. Wenn es drei Absteiger gibt, beginnt der Abstiegskampf ab dem 8.Tabellenplatz - also bei uns. Wir sind von Beginn an gefordert uns so schnell als möglich nach vorne zu orientieren, um mit Hinten nichts zu tun zu haben."

fanreport.com: Herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Rückrunde!